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Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Hier kannst Du als Anfänger alles fragen, was zum Brotbacken gehört.

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Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon DerMarc » Mi 12. Jul 2023, 11:39

Hallo zusammen,

ich muss (allergiebedingt) mein eigenes Brot backen.

Dafür hatte ich anfangs eine Trockenhefe verwendet, die in diesen Körnchen (wie Tablettenglasur) versiegelt ist.
Gute Ergebnisse beim Brot, leider nicht so gut verträglich, aber dafür war die Hefe sehr lange haltbar.
Dann erfuhr ich, dass der dort verwendete Emulgator (Sorbitanmonostearat) für meine sich verstärkenden allergologischen Probleme verantwortlich sein könnte und mein Allergologe hat mir sogar explizit abgeraten, das zu benutzen.

Also Bio-Trockenhefe gekauft (Rapunzel).
Viel teurer, besser verträglich, aber lange nicht so haltbar und vor allem viel (!) weniger Triebstärke als die andere Trockenhefe, teils ging da über viele Stunden gar nichts, bei trotzdem sehr starkem Hefegeschmack.
Dazu leider überhaupt nicht berechenbar. Ein Packerl hat einigermaßen funktioniert, das nächste quasi gar nicht. 12mal versucht, aber wie gesagt, irgendwie völlig unberechenbar. Alle waren aber noch sehr lange haltbar.

Dann bekam ich den Tipp, Frischhefe zu verwenden und dafür mit der langen Teigführung im Kühlschrank für 12-24h zu arbeiten. Die Hefe könne ich auch einfrieren.

Und so mache ich es jetzt auch: Ich verwende für 600g Mehlgemisch (Dinkel, EmmerVK, Kartoffelflocken) 5g Hefe, die ich fertig portioniert im Gefrierschrank habe, einzeln in Frischhaltefolie eingepackt.
Zur Verwendung fülle ich nur das Wasser in den Messbecher, gebe die Hefe gefroren dazu, auflösen, rein in die Mischung. Dann für 12-24h in den Kühlschrank, ab in die Form, nochmal 20-40min gehen lassen bis Wunschgröße erreicht und backen.

Das Brot vertrage ich super, es schmeckt viel besser, gar nicht nach Hefe, ist sehr elastisch, das Brot hält auch länger als früher. Also eigentlich alles super.

Aber dann habe ich hier gelesen:

Das Einfrieren von Hefe zerstört die Hefezellen und vermindert so die Möglichkeit der Hefevermehrung. Auf die Triebkraft hat dies keinen Einfluss, da diese enzymatisch gesteuert wird.



Aber was heißt das jetzt genau? Welche Eigenschaften bleiben denn angeblich durch das Einfrieren auf der Strecke?
Wie gesagt werden die Mehrfachzucker anscheinend ausreichend aufgeschlüsselt, sonst würde ich das Brot nicht gut vertragen.
Trieb ist auch da, und zwar deutlich besser als mit der Bio-Trockenhefe, und mindestens so gut wie mit der glasierten Trockenhefe.

Was soll da jetzt "zerstört" werden/worden sein beim Einfrieren und was hat das genau für Auswirkungen für die Verwendung?

Vielleicht kennt sich ja hier jemand damit besser aus und kann mir die Frage beantworten?

Vielen Dank vorab und viele Grüße,

Marc
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon Andreas! » Mi 12. Jul 2023, 13:18

Hallo Marc und herzlich willkommen hier!

Mit dem Einfrieren habe ich so gut wie keine Erfahrung (bis auf einen Ausflug während Corona), daher kann ich inhaltlich nichts beitragen (guter Eröffnungssatz für eine Antwort...) :lala

Ich würde nur gerne den Grund für das Einfrieren so kleiner Mengen verstehen. Ein Hefewürfel hält bei normalen Kühlschranktemperaturen bei mir mehrere Wochen (min. 3). Das sind 8 Portionen a 5g ohne Tiefkühlung und dann gibt's nen neuen Würfel für 15 Cent.

Eine andere Alternative ohne Tiefkühlung wäre ein LM zum Treiben, ist auch ziemlich hefelastig und einfach zu halten.

Gruß, Andreas
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon lucopa » Mi 12. Jul 2023, 13:46

Es platzen einfach die Zellwände, aber halt nicht alle. Lutz schreibt ja auch, dass die Zellvermehrung dadurch nur vermindert wird. Ohne Zellwand kann sich Hefe nicht vermehren.
Entscheidend ist aber, dass die Triebkraft bei gefrorener Hefe annähernd erhalten bleibt.

Letztendlich findet man mit einem Blindversuch ganz sicher heraus, welche Zubereitungsart für mich persönlich bekömmlicher ist; vorausgesetzt, es wird immer dieselbe Hefemarke verwendet.
Die sehr häufige, auf dem amerikanischen Kontinent berichteten "Hefeallergien", haben wir in unserer Praxis so gut wie nicht beobachten können. Meistens haben wir die Unverträglichkeiten mit modifizierter Teigführung oder Verwendung von alten Getreidesorten beheben können. Selbstverständlich war das strikte oder zeitweise Weglassen auch des Öftern unumgänglich.

Manfred
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon Hobbybäcker14 » Mi 12. Jul 2023, 14:45

DerMarc hat geschrieben:.... ich muss (allergiebedingt) mein eigenes Brot backen.

Spricht da irgend etwas gegen Sauerteig? Oder gegen Lievito Madre?

LG
Reinhard
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon Espresso-Miez » Mi 12. Jul 2023, 15:34

DerMarc hat geschrieben:Das Brot vertrage ich super, es schmeckt viel besser, gar nicht nach Hefe, ist sehr elastisch, das Brot hält auch länger als früher. Also eigentlich alles super.
Aber dann habe ich hier gelesen:


Ist es nicht egal, was man irgendwo lesen kann, solange es für Dich super funktioniert?

Sauerteig / Lievito Madre wäre natürlich eine ausgezeichnete Hefe-Alternative. Die Produktion von Hefe, v.a. konventioneller Hefe verbraucht sehr viel Trinkwasser. Daher versuche ich auch, mit möglichst wenig davon auszukommen.
Das Pflegen von ST / LM ist mit ein wenig Arbeit verbunden, die ich aber hervorragend in meinen Wochen-Ablauf integrieren kann. Nach ein paar Wochen Pflege kommst Du so ganz ohne Hefe aus! LM mag auch gern lange kalte Gare im Kühlschrank, wenn das gut in Deinen Zeitplan passt.
Viele Grüße,
die Miez
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon DerMarc » Do 13. Jul 2023, 17:55

Vielen Dank für eure Antworten!


Gute Frage, ich habe weder von Sauerteig noch von Lievito Madre eine Ahnung :lol:
Letzeres ist mir sogar völlig unbekannt...

Generell ist aber "mit Pflege verbunden" immer so eine Sache bei mir... :oops:
Wenn ich terminlich gut planen könnte, würde ich die frische Hefe nicht einfrieren :mrgreen: Die war nämlich ohne Einfrieren grundsätzlich kaputt, wenn ich sie gebraucht habe. Und da ich ohne das Brot fast nix zu essen habe war das eben oft ein Problem für mich.


Mich hat einfach interessiert, ob es da womöglich Effekte oder Konsequenzen gibt, die mir bisher entgangen sind. zB ob womöglich das Brot noch bekömmlicher sein könnte mit "Intakter" Hefe oder ähnliches. So in der Art.


Weiter unten in den Kommentaren sagt der Autor der Webseite ja nochmal explizit:

der Trieb der Hefe wird durch ein Enzym gesteuert (Zymase). Enzyme sind Eiweißstoffe, die durch Hitze, aber nicht zwangsläufig durch Frost Schaden nehmen. Deshalb kann die Hefezelle selbst tot sein, aber das Enzym arbeitet weiter. Wenn du Vorteige oder Teige mit langer Teigführung ansetzen möchtest, dann soll sich die Hefe im Teig noch vermehren. Dafür brauchst du lebende Hefezellen. Aus diesem Grund empfehle ich nie, Hefe einzufrieren. Außerdem verliert eingefrorene Hefe trotzdem an Triebkraft, nur langsamer als im ungefrorenen Zustand.


Da ich bisher auch bei 24h im Kühlschrank keine Probleme mit dem Trieb hatte, scheint das Einfrieren also kein Problem zu sein bei mir.



Kurze Zwischenfrage noch:
Kann man eigentlich auch einen Hefezopf auch mit so wenig Hefe und dafür längerer Teigführung backen?
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon _xmas » Do 13. Jul 2023, 18:59

Marc, versuche es doch mal mit sinnvollen Alternativen: Hefewasser z.B. oder EVA. LM ist ein unempfindlicher milder Sauerteig, der einiges aushält. Allerdings muss er vor dem Backen, wie alle abgestandenen Sauerteige aufgefrischt werden.
Leider erwarte ich Besuch, danach werde ich dir gerne einige Informationsquellen verlinken. Kannst natürlich auch selbst danach googeln und ich ergänze das Gefundene gerne später.
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Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat´s einfach gemacht.
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon DerMarc » Do 13. Jul 2023, 22:08

Ich muss eh so einiges googeln am Wochenende :lala
Lievito Madre, Sauerteig, Hefewasser, EVA, alles böhmische Dörfer für mich bisher :mrgreen:

Da mein letzter Beitrag (warum auch immer?) ohnehin zuerst auf Freischaltung warten musste, eilt das auch nicht so, also nur kein Streß ;)
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon _xmas » Do 13. Jul 2023, 22:46

Marc, Brotbacken geht nicht einfach so. Böhmische Dörfer sind logischerweise nicht hilfreich dabei. Lies mal hier nach. Unter der Rubrik Brotbacken, wirst du eine Menge zu lesen haben. Frag, wenn du nicht weiterkommst.

Und es wäre schön, wenn du unsere Netiquette und Forenregeln liest. Dort wirst du über dieses Forum und seine Eigenheiten ausreichend informiert.

Hab einen schönen Abend. Ulla
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon DerMarc » Fr 14. Jul 2023, 08:24

_xmas hat geschrieben:Und es wäre schön, wenn du unsere Netiquette und Forenregeln liest. Dort wirst du über dieses Forum und seine Eigenheiten ausreichend informiert.


Oh, gelesen hatte ich die durchaus schon einmal, allerdings war das schon ca 6 Jahre her und mein Gedächtnis ist nicht mehr ganz so perfekt :lol:
Und weil mir das beim Thread-erstellen irgendwie nicht aufgefallen war, hatte mich das dann bei den Antworten gewundert.
Aber alles kein Problem, kann ich gut verstehen, im digitalen Miteinander gibt es immer wieder mal eigentümliche Verhaltensweisen mancher Menschen... :tip

Danke für den Link zu diesem Blog! "Blogs" lese ich sonst nur sehr selten, weil irgendwie unfassbar viele nur zum Amazon-Links-vermarkten bestehen und meist bloß von einer KI zusammengewürfelte Infos präsentieren... Da ist es schwer, die wirklich lesenswerten zu entdecken.
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon _xmas » Fr 14. Jul 2023, 09:03

Marc, ist doch alles ok.

Die Links zu Blogs, die dir hier empfohlen werden, haben mit KI nicht ganz soviel zu tun. Die Menschen dort leisten enorme Arbeit, und durch die Amazonverknüpfungen bekommen sie ein paar Euronen, wenn darüber eingekauft wird. Das finde ich ok. Die meisen Nutzer dieser Blogs nehmen sehr viel Wissen mit nach Hause, aber kaum jemand will mal eine Kaffeespende leisten. Deshalb geht Werbefreiheit eben nicht überall.

Auch bei uns muss für Werbefreiheit und Bilderhosting gezahlt werden. Viele User denken nicht darüber nach, als wäre es selbstverständlich.

Nachfolgend in beliebiger Reihenfolge noch ein paar lohnenswerte Blogs, die auch für Einsteiger gute Infos beinhalten:
Der Brotdoc
Plötzblog
Hefe & mehr
Cooki und Co. (Habe ich oben bereits verlinkt)
Marcel Paa

Und damit hättest du vorerst genug Lesestoff. :lol:

Vergiss aber darüber das Brotbacken nicht. ;)
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Re: Was passiert wirklich beim Einfrieren von Frischhefe

Beitragvon DerMarc » Fr 14. Jul 2023, 09:15

Weltklasse, vielen Dank!
Ich habe keinerlei Probleme mit Affiliate Links, wenn dafür ein Gegenwert geboten wird.
Aber wie gesagt solche KI Seiten ohne diesen Gegenwert fluten seit einigen Jahren das Internet, ganz schlimm...
Daher wie gesagt, vielen lieben Dank für deine Vorauswahl, da bin ich wirklich erstmal beschäftigt :D
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