Hallo zusammen,
aufgestachelt durch das Rezept für die Couronne Bordelaise, für die man sage und schreibe 40 Gramm Roggenschrot benötigt (das hier nicht erhältlich ist) habe ich mich zum Kauf einer Getreidemühle entschlossen. (Natürlich spielten auch alle anderen Rezepte eine Rolle, die Vollkornmehl erfordern, akut war es allerdings nur die Couronne). Ich habe mich bemüht, die Qualitätskriterien für eine Getreidemühle ausfindig zu machen – das ist aber, will man die enorme Preisspanne erklären, nicht ganz einfach. Ein Vorsatz zur Assistent schied aus, ich wollte eine Mühle mit Steinmahlwerk, um die Option auf eine bestimmte Geschwindigkeit und die Feinheit des Mahlgrades zu haben.
Schnell stellte sich die Frage nach der Art des Steines: Naturstein oder Korund/Keramik ? Da ernstlich niemand etwas an den Steinen aus Korund auszusetzen hat, gab es keinen echten Grund (ich bin so gar nicht esoterisch veranlagt), zu den teureren und vergleichsweise selten verbauten Natursteinen zu greifen. Da sich alle Mahlsteine abnutzen ist es erforderlich, die Regulierung bei Gelegenheit einmal nachstellen zu lassen. Die Maschinen, bei denen die Feinheit durch Drehen des Einfülltrichters eingestellt wird, müssen überhaupt nicht nachgestellt werden. Die Maschinen sind unterschiedlich komfortabel zu öffnen, am einfachsten ebenfalls die Geräte, bei denen die Einstellung des Feinheitsgrades durch Drehen des Trichters erfolgt. Allerdings ist es höchst selten erforderlich, die Maschine zu öffnen, da sie nicht laufend gereinigt werden müssen.
Letztlich bin ich zu dem Ergebnis gelangt, dass es nur wenige Kriterien für den Kauf überhaupt gibt: Die Kombination aus Motorleistung (ab ca. 200W Aufnahmeleistung) und Steindurchmesser (70 – 100 mm im Haushaltsbereich) bestimmt wesentlich die Menge, die pro Minute bei feinstem Mahlgrad produziert wird sowie die Härte des Mahlgutes, das noch gemahlen werden kann (z.B. sind nicht alle Maschinen auch für Mais geeignet). Wichtiger noch als der Steindurchmesser ist die Präzision der Lagerung und Justage der Steine, denn unter “fein” kann man höchst unterschiedliche Qualitäten einordnen. Leider entzieht sich dieses Kriterium der Beurteilung des Interessenten, ja weitgehend selbst des Händlers, und aussagefähige Tests darüber habe ich nicht gefunden. Ich habe weiter auf eine möglichst geringe Bauhöhe und niedriges Gewicht geachtet, denn die Mühle bleibt mindestens zunächst nicht auf der Arbeitsplatte stehen, sondern wird nur bei Bedarf hervorgeholt. Unter diesen Vorzeichen entschied ich mich für die Single von Waldner: Nur 29 cm hoch, ausgestattet mit 360 Watt Motor und 90 mm Mahlstein. Angegeben ist sie mit einer Rate von 120 Gramm feinem Mehl/Minute. Es gibt durchaus Mühlen mit leistungsschwächerem Motor und/oder Mahlstein mit geringerem Durchmesser, die ebenfalls 120 Gramm oder sogar mehr pro Minute ausstoßen. Ich nehme an, dass man da einmal genau die Feinheit des Mehls vergleichen und die Mehlausbeute durchsieben sollte. Ärgerlicherweise findet man auch hierzu keine verlässlichen Informationen, so dass man sich mit den Kriterien Motorleistung und Steindurchmesser begnügen muss. In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, weshalb ausgerechnet die Waldner Single für – nomen est omen – Einpersonenhaushalte empfohlen wird, denn andere Maschinen dieser oder sogar niedrigerer Leistungsstufe werden als ausreichend für mittlere Familien bezeichnet… Ich vermute, dass im Ergebnis die geringe Bauhöhe, bedingt durch den Trichter, der „nur“ 600 Gramm Getreide fasst, dafür verantwortlich zeichnen soll. Ein mehr als absurdes Argument.
Ergänzend ist festzuhalten, dass der Preis einer Getreidemühle ganz wesentlich, wenn nicht entscheidend, durch das Gehäuse und die dort verbauten Materialien bestimmt wird. Und diese Materialien (Holz: Holzart, Massivholz, Multiplexplatten…, Metall, Kunststoff) und ihre Bearbeitungsart haben nicht das Geringste mit der Funktionalität der Maschine zu tun. Eine Getreidemühle aus Möbelbauplatten mit ordentlichem Industriemotor (aber solche Motoren verbauen alle Hersteller) und möglichst großem Mahlstein ist genauso leistungsfähig wie eine vergleichbare mit aufwändigst gedrechseltem, bearbeiteten und von Hand geölten Gehäuse aus einer seltenen, harten Holzart. Was bleibt davon noch als Kriterium für die Auswahl der Maschine ? Nichts als das Design, denn eine Getreidemühle ist für viele auch ein Prestigeobjekt. Und genau das klingt auch aus vielen Beschreibungen unterschwellig heraus. Dessen sollte sich jeder Interessent für eine Getreidemühle bewusst sein. Für mich war es dann eben eine möglichst niedrige, leichte und schnörkellose Maschine mit ordentlichen Leistungsdaten. Sie ist damit aber vermutlich weder besser noch schlechter als eine preiswertere oder teurere Maschine mit vergleichbaren Werten.
Beste Grüße
Stefan