Und sooo schnell...
... landet man wieder unsanft auf dem harten Boden der Tatsachen. Obwohl schon ganz nett halte ich die Porung für bei weitem nicht ausreichend. Wobei ich gestehe, dass ich einige Löffelchen Mehl mehr an den Teig gegeben habe, bis ich mir vorstellen konnte, ihn zum Strecken und Falten greifen zu können. Ich schätze einmal, die TA lag mehr bei 162 bis 164. Während das mit dem Strecken dann doch mehr zum Problem geworden ist, weil der Teig außerordentlich elastisch war und sich ölig, wie er war, kaum ziehen ließ, dachte ich mir da schon, dass ich auch weniger Mehl hätte zufügen können. Das Falten und Formen des „Pantoffels“ ging sehr einfach. In der Wanne ging er sofort in die Breite und wurde fladenartig, während die letzte Gare auf dem Mehlbett dann genau die richtige Höhe brachte. Bei Gelegenheit folgt der zweite Versuch mit flüssigerem Teig.
Hier noch ein Foto von der Unterseite (ich hatte den Teig einmal komplett verdreht):
Das Brot ist geschmacklich sehr ordentlich, allerdings schmeckt es weniger nach Ciabatta als nach Baguette (mit ein wenig Bohnenmehl wäre es wohl ein fettes Baguette geworden). Meine Frage ist also: Woher bezieht die Ciabatta ihren typischen Geschmack ? Ich habe T65 verwendet und werde das nächste Mal zu 550er Mehl greifen.
Da das Rezept nicht zur Zufriedenheit gebacken werden konnte, stelle ich es „zum Experimentieren“ hier ein:
Zutaten (1350g für zwei frei geschobene Brote, für ein Brot im Bräter auf 750/800 g herunterrechnen)
100 g Mehl (Hartweizenmehl), alternativ Weizenmehl Type 550 oder T65
50 ml Wasser
45 g Lievito madre
500 g Mehl (Hartweizenmehl), alternativ geht auch 250 g Hartweizengries extra fein und 250 g Type 550 oder T65
375 ml lauwarmes Wasser
2 g frische Hefe
13 g Salz
5 g Backmalz, enzyminaktiv
2 EL Olivenöl
Aktivieren den LM
Drei Tage vor dem Ansetzen der Biga den LM mit je 1 Menge Mehl und 0,5 Menge Wasser auffrischen.
Herstellung der Biga:
Mehl, Wasser und Lievito Madre zu einem glatten Teig, ähnlich wie Brotteig, schlagen. Mit Haube abdecken und 16 - 18 Stunden bei Zimmertemperatur stehen lassen
Ciabattateig:
Alle Zutaten mit der Küchenmaschine auf kleinster Stufe etwa 25 Minuten kneten.
Teig in eine mit Olivenöl ausgestrichene Wanne geben. Anschließend den Teig zugedeckt an einem warmen Platz ca. 2 Stunden gehen lassen. Nach 30, 60 und 90 Minuten je einmal strecken und falten. Der „Boden“ des gefalteten Pakets schaut dabei stets nach oben.
Den Teig aus der Wanne auf eine gut bemehlte Fläche heben und mit der Teigkarte grob in Form eines Ciabattas schieben (Dicke, Verhältnis Länge/Breite). Der Teig ist sehr weich. Leicht mit Mehl bestäuben. Unter einer Couche nochmals ca. 45 Minuten gehen lassen. Nach 15 Minuten den Backofen auf 220 Grad (Heißluft) vorheizen. Den Backofenrost auf die untere Schiene des Backofens schieben. Einen ovalen Gussbräter (etwa 30 cm Länge) mit Deckel in den Ofen stellen und etwa 15 Minuten mit erhitzen. Am Ende der Gare die größten Teigblasen durch Aufstoßen der Fingerspitzen zum Platzen bringen. In die Mitte mit den Fingerspitzen (längs) eine Rinne „stupsen“ und den Laib mit der Teigkarte von außen zusammenschieben, bis es wieder eine rechteckige Form angenommen hat. Das Ciabattabrot erneut grob vorformen.
ACHTUNG, JETZT SEHR AUFMERKSAM ARBEITEN, DAMIT MAN SICH (etwa beim Wiederaufsetzen des Deckels) NICHT FÜRCHTERLICH VERBRENNT : Bräter aus dem Ofen nehmen, das Brot rasch hineinlegen. Das gelingt am besten mit zwei Teigkarten, die man links und rechts unter den Brotlaib stößt und damit anhebt. Deckel wieder drauf und möglichst schnell zurück in den Ofen. Etwa 45 Minuten backen. Nach 35 Minuten den Deckel abnehmen und bis zum Erreichen einer schönen Kruste ausbacken. Brot vor dem Anschneiden komplett auskühlen lassen.
Als positive Erfahrung kann ich auflisten:
- Die Verwendung von Lievito Madre
- Die Mischung aus Hartweizengriess „extra fein“ und Weizenauszugsmehl
- Das einfache Strecken und Falten in der Wanne
- Das Backen im Bräter (sehr schöne Farbe)
- Hinweis: Le Creuset Kunststoffdeckelknopf verkraftet die 220° problemlos
Beste Grüße
Stefan