Kolame hat geschrieben:Die sehen ja unglaublich aus! Ich bin interessiert, einfach weil glutenfreie Backexperimente sonst oft so nach, naja, Experiment aussehen. Hier ist das anders!
Danke für das Kompliment! Ich probiere an den glutenfreien Broten/Brötchen schon recht lange rum, weil mein Freund die halt braucht. Nur für ein „Experiment“ hätte ich mir den Streß nicht gemacht.
Für Leute, die normales Mehl vertragen, ist es übrigens völlig nutzlos, glutenfreies Brot zu essen. Im Gegenteil, viele glutenfreie Brote/Brötchen sind viel stärkehaltiger als unsere normalen und daher ärmer an Vitaminen, Mineralien und Ballaststoffen.
Wenn ihr also Freunde/Bekannte, die sich glutenfrei ernähren müssen, bebacken wollt – nur zu! Als „Gesundheitsfutter“ für „Normalesser“ aber lieber nicht – es schmeckt auch bei weitem nicht so gut wie „echtes“ Brot, trotz aller Mühe.
Die bei diesen Brötchen verwendete Mehlmischung besteht aus:
200g helles Teffmehl (es gibt auch noch rotes Teffmehl, das eignet sich aber nur für dunkle Brote)
300g Maisstärke
150g weißes Reismehl
50g Vollkornreismehl
50g Tapiokastärke (die hat mir bei Nudeln enorm geholfen, deswegen wollte ich mal ein bißchen davon in Brötchen ausprobieren – mit mehr als 50g hatte ich es auch schon mal probiert, aber diese Brötchen sind furchtbar klitsch geworden, deswegen will ich höhere Mengen davon lieber bleibenlassen)
50g Maismehl
2 Eßlöffel Linsenmehl (aus einem indischen Laden)
3 Teelöffel Johannisbrotkernmehl
1 Teelöffel Xanthan
Xanthan habe ich zuerst bei einem glutenfreien Nudelrezept gefunden – das waren die ersten selbstgemachten GF-Nudeln, die nicht bereits beim Anblick der Teigrolle in Krümel zerfielen. Deswegen habe ich mich mal ein bißchen belesen und herausgefunden (siehe Wikipedia), dass Xanthan eigentlich ein Ballaststoff ist, der sehr hitzestabile Gele bildet (auch gern in der Naturkosmetik eingesetzt wird) und dessen Wirkung sich zusammen mit Johannisbrotkernmehl verstärkt.
Johannisbrotkernmehl nimmt man ja in der GF-Bäckerei ohnehin gern als Verdickungsmittel (alternativ Guarkernmehl), deswegen habe ich einfach einen Teil des sonst verwendeten Johannisbrotkernmehls durch Xanthan ersetzt. Scheint ganz gut zu funktionieren.
Das Linsenmehl verwende ich seit kurzem, weil ich gelesen habe, dass in Frankreich in Baguettes oft Bohnenmehl zugesetzt wird und das Eiweiß aus den Hülsenfrüchten das Brot besser aufgehen läßt.
Die obige Mehlmischung mische ich vor und verwende sie dann wie normales Mehl zum Backen.
Zum Backen der Brötchen:
700g der obigen Mehlmischung
1 Teelöffel Flohsamenschalen gemahlen (das macht den Teig gut formbar und die Teiglinge zerfließen nicht und bleiben auch beim Backen saftig und werden nicht „keksig“ )
Ca. 550 -600g Wasser (weiß nicht ganz genau, ich gebe immer noch ein bißchen nach Sicht zu, wenn das Flohsamenmehl sehr anzieht)
5-6g Hefe (frisch) oder 1 Teelöffel Trockenhefe
1 Teel Honig
2 Teelöffel Salz
Nach Belieben 1-2 Eßlöffel Olivenöl
Trockene Zutaten mischen.
Honig und Hefe im Wasser auflösen, zur Mehlmischung gießen und alles gut vermischen. Nicht kneten, das nutzt eh nix, weil es ja kein Glutennetzwerk geben kann.
Schüssel in eine Tüte stecken und ca. 12 Stunden gehen lassen. Dann Teig auf eine mit gf-Mehl bemehlte Arbeitsfläche geben (ganz vorsichtig, der Klumpen sollte möglichst ganz rauskommen, um ihn nicht zu sehr zu entgasen). Zu einer länglichen Rolle formen (sachte!), in 12 Teile teilen und jedes sehr vorsichtig (!) rundschleifen, um nur ja nicht zu sehr zu entgasen. Vorsichtig ein wenig länglich rollen und auf ein Blech legen.
Ca. eine Stunde gehen lassen. Die Brötchen verdoppeln nicht wirklich ihre Größe wie „normale“, deswegen sehen sie meist nach Untergare aus. Einschneiden, mit Wasser besprühen und noch mal 5-10 Minuten stehen lassen. Dann im Ofen bei 250 Grad und gutem Schwaden ca. 20 min backen. Sie müssen wirklich einigermassen braun werden, sonst sind sie klitsch innen. Ggf. Klopfprobe machen.