Tritordeum-BrotTritordeum ist eine Kreuzung von Hartweizen und wilder Gerste. Dies wurde in Spanien durch selektives Kreuzen entwickelt (kein GMO) und ist seit ein paar Jahren im Handel erhältlich. Ich habe mir da mal 10 Kg Semolina und 10 Kg Vollkornmehl schicken lassen um damit mal ein paar Backexperimente zu machen.
Tritordeum Semolina hat eine wunderschöne tiefgelbe Farbe die auch in der Krume des Brotes zur Geltung kommt. Leider ist das aber das einzig positive das ich berichten kann.
Backen mit Tritordeum ist eine Herausforderung und die Resultate waren eher enttäuschend, sowohl was die Backeigenschaften wie auch den Geschmack anbetrifft. Tritordeum nimmt nicht gerade viel Wasser auf und es ist ein sehr glasiges Getreide welches zu einem spröden Teig führt der sehr leicht reißt.
Es hat ausserdem eine geradezu unglaublich hohe Enzymaktivität was Langzeitgare sehr schwierig wenn nicht nahezu unmöglich macht. Die hohe Enzymaktivität führt sehr schnell zu Übergare selbst bei winzigen Mengen von Anstellgut und selbst bei Kaltgare im Kühlschrank.
Man kann natürlich die Enzymaktivität ein wenig vermindern indem man Säure in Form von einem eher sauren Sauerteig zugibt so wie man das ja auch bei Roggenteigen für diesen Zweck tut. Die höhere Menge Anstellgut bechleunigt aber die Gare fast genauso wie die zugegebene Säure diese verlangsamt so daß man eigentlich ausser einem säuerlichen Geschmack nichts bewirkt. Und bei einem Mediterranen Brot ist ein säuerlicher Geschmack eigentlich weniger wünschenswert.
I habe Heute vier Brote gebacken aus 2/3 Tritordeum Semolina und 1/3 Tritordeum VK Mehl bei 70% Hydration mit Zugabe von 8% Proteinreichem T55 Weizenmehl zur Stärkung des Klebernetzes, und 3.5% Levain. Totale Gärzeit 24 Stunden, das Meiste davon bei 5-6 Grad Celsius im Kühlschrank.
Und trotzdem wurde der Teig ein wenig überreif.
The Brote sind optisch ansprechend, tolle Gelbe Farbe und die Krume ist ausreichend offen und locker.
Aber die Aromen sind einfach nicht da. Der Geschmack ist eher flach, geradezu langweilig, fast wie wenn man Weizenbrötchen aus sehr hellem Mehl mit sehr viel Hefe in sehr kurzer Zeit macht und dann der Geschmack fehlt oder von der Industrie-Hefe dominiert wird.
Jedenfalls ganz und gar nicht was man von einem Brot mit 1/3 Vollkornanteil und 24 Stunden Langzeitgare erwarten würde.
Die zwei Rundlaibe deren Kruste mit Sesamsamen bedeckt ist sind geschmacklich sehr schön ausgefallen aber eben halt wegen des Sesamgeschmacks.
Da ich noch recht viel Tritordeum übrig habe werde ich noch weiter experimentieren. Beim nächsten Mal werde ich einen gehörigen Anteil Mehl aus gerösteter Gerste dazugeben. Vielleicht noch etwas Malz und/oder Honig dazu. Mal sehen ob das dann Geschmack in das Brot bringt.
Und hier ist noch die Tritordeum Semolina zu sehen. Im Foto sieht es Weiss aus, da hat die Kamera-Software gesagt "Das ist doch Mehl, das kann doch unmöglich so gelb sein" und die Farbe "korrigiert" und damit verfälscht. In Wirklichkeit ist das ein tiefes leuchtendes Goldgelb.
Den gleichen Gelb-wird-Weiss Effekt habe ich auch bei den Fotos meiner Italienischen Durum Brote bemerkt. Digitale Fotografie ist entweder Müll oder nicht bezahlbar. Ein Hoch auf die Analog-Fotografie mit Film. Muß mal in der Abstellkammer nach meiner Contax MT67 suchen.
LG aus Japan
benjamin
Zuletzt geändert von benjamin am Sa 25. Sep 2021, 16:34, insgesamt 2-mal geändert.