UlrikeM hat geschrieben:So, und nun zeige ich euch mal mein neues Lieblingsbrot
Hallo Ulrike. Sehr schön. Die Krume ist auch recht offen und es sieht saftig aus. Man kann eben mit VK doch schönes Brot backen wenn man sich nur bemüht.
Vielleicht eine Anregung. Man sieht auf den Fotos daß die Krume in der Mitte auffallend offener ist als am Rand. Der Teig wollte eigentlich noch ein wenig mehr aufgehen, ist aber dann an der Kastenwand gestoppt worden. Dies ist ein Effekt den man bei Kastenbroten oft beobachten kann.
Vielleicht backst Du beim nächsten mal ein Brot im Kasten und eines freigeschoben, mit dem gleichen Teig. Dann mal vergleichen. Ich habe den Verdacht daß Dein Teig kräftig genug ist um auch ein schönes freigeschobenes Brot zu machen ohne breitzulaufen.
UlrikeM hat geschrieben:Das Vollkornbaguette mit einer so offenen Krume ist wirklich beeindruckend, Benjamin.
Danke für das Kompliment.
UlrikeM hat geschrieben:Wobei, dieses Mehl zu erwerben, scheint ja wirklich kompliziert zu sein , wenn man gerade nicht in Japan lebt
Selbst hier in Japan gibt es das extra-feine Mehl nur im Großhandel, in 10 Kg Säcken. Also nur für Bäckereien. Den Japanischen Bäckern wird aber erzählt daß man Vollkornmehl nur als Zusatz im Brot verwenden kann, mit einem Anteil von maximal 20 oder 30 Prozent. Demzufolge ist ein "Vollkornbrot" in Japan eigentlich keines. Nicht nach Europäischen Bennenungsregeln. In Frankreich würde man das bestenfalls
semi-complét nennen.
Es gibt aber hier ein extra-feines Vollkornmehl das in 1 Kg Tüten bei einer Einzelhandelskette für Heimbäcker, und auch nur im Einzelhandel erhältlich ist.
Es hat die Aufschrift
全粒粉100%で焼けるパン用粉
微 粒 全 粒 粉
Zu Deutsch
EXTRA-FEINES VOLLKORNMEHL
mit dem man 100% Vollkornbrot backen kann
:-D
Dieses Mehl ist wirklich sehr sehr fein und man kann überhaupt keine Kleieteilchen darin sehen.
Schaut man näher auf das Etikett so sieht man daß es nur 1.5% Asche hat. Ein Vollkornmehl sollte aber 1.8% haben. Wenn man die äußere Schale, den sogenannten Perikarp entfernt dann erhält man ein Mehl mit 1.5% Asche. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Perikarp entfernt worden.
Nach dem Deutschen Lebensmittelbuch ist das auch noch Vollkornmehl. Die äußere Schale darf nämlich durchaus entfernt werden. Gesundheitsbewusste Verbraucher würden sich aber wahrscheinlich ein wenig beschummelt fühlen.
Dieses Mehl ist also mit einem Französischen Typenmehl T150 vergleichbar.
Man könnte natürlich ein wenig Weizenkleie kaufen, mit der Kaffeemühle klein machen und dann in das Mehl hineinmischen. Dann hat man wieder "echtes" Vollkornmehl.
Es ist also auch hier in Japan für Heimbäcker nicht so einfach extra-feines Vollkornmehl zu beziehen, mal abgesehen von dem obigen Perikarp-entfernten Mehl von Tomiz.
Selbst wenn man wie ich im Großhandel sein Mehl bezieht, so ist zumindest die Auswahl sehr begrenzt. Das Mehl welches ich eigentlich gerne als extra-feines VK Mehl beziehen würde is nur als ganz grobes VK Mehl erhältlich.
Selbst mahlen oder zumindest selbst nachmahlen ist da eigentlich die beste Lösung.
Nach DIN Norm ist ein Mahlerzeugnis nur dann ein Mehl wenn mindestens 95% der Partikel kleiner als etwa 1/5 Millimeter sind. Die handelsüblichen VK-Mehle sind also eigentlich keine, sondern es handelt sich dabei um Kleie-Grütze-Grieß Gemisch.
Ich würde daher Heimbäckern empfehlen ein handelsübliches VK-Mehl ihrer Wahl nachzumahlen bis es wirklich Mehl ist. Dazu benötigt man mindestens ein Sieb mit etwa 0.2 mm Maschengröße -- es darf auch ein wenig größer sein, z.B. 0.25 mm, so genau muß es nicht sein.
Es ist aber hilfreich wenn man auch mindestens ein grobes Sieb hat mit 0.75 ~ 0.9 mm Maschengröße hat.
Dann kann man das VK Mehl in drei Fraktionen teilen, fein, mittel-mittelgrob, und ganz grob. Man siebt das feinste Mehl heraus und mahlt die mittlere und die grobe Fraktion getrennt nach, solange bist man nur noch eine geringe Menge (<5%) übrig hat, die kann man dan getrost beimischen.
Das untere Sieb mit dem rechteckigen Holzrahmen habe ich übrigens selbst gebaut weil ich hier Nirgends ein Sieb mit 20 mesh (etwa 0.84 mm Maschengröße) gefunden habe.
Durch Nachmahlen habe ich ein extra-feines VK-Mehl (99.7% der Partikel < 0.25 mm) aus dem von mir bevorzugten (groben) VK-Mehl (mit 15% Proteingehalt) hergestellt.
Man kann zwar gerade noch erkennen daß es Kleiepartikel im Mehl hat, die sind aber so klein (unter 0.25 mm) daß sie die Backfähigkeit nicht mehr beeinträchtigen. Im Gegenteil, solch feine Kleieteilchen erhöhen die Backfähigkeit weil sie extra Wasser aufnehmen. Man muss aber dem Teig mehrere Stunden Zeit geben das Wasser zu absorbieren.
Es ist ein wenig mehr Mühe als einfach das fertige Mehl zu kaufen und ohne Vorarbeit zu verwenden, es lohnt sich aber. Das Brot das man dadurch erhält ist einfach unvergleichbar.
UlrikeM hat geschrieben:Als Tipp, für Bäcker, die das Rezept ausprobieren wollen, es gibt am Bodensee eine Mühle für sehr feines Mehl - Zentrofan - Hatte ich schon, war wirklich sehr gut, allerdings hatte ich damals das Problem, dass ein Teil der Lieferung eine Haltbarkeit von 6 Wochen hatte, was mich geärgert hatte.
Die Mühle hat wahrscheinlich nicht genug Nachfrage, oder zumindest nicht konstant genug um zuverlässig zu schätzen wieviel von dem extra-feinen VK-Mehl sie in welcher Zeit verkaufen. Das ist sehr schade. Wenn die Nachfrage nach extra-feinem VK-Mehl höher wäre so würde das sehr wahrscheinlich kein Problem sein. Natürlich ist das keine Entschuldigung.
Die Haltbarkeit von VK Mehl is durch Fette reduziert, diese werden mit der Zeit ranzig. Wenn Du das VK-Mehl im Kühlschrank aufbewahrst dann kannst Du die angegebene Haltbarkeit in der Regel um ein mehrfaches verlängern.
Wenn Du ganzes Korn beziehst und dein VK-Mehl selbst mahlst (bei Bedarf) dann lassen sich diese Probleme umgehen, denn das ganze Korn lässt sich viel länger aufbewahren. Die Enzymtätigkeit beginnt erst mit dem Mahlen.