Re: Stolle buttern
von babsie » Sa 19. Nov 2016, 14:23
völlig richtig, wenn Schnee lag wurde der Schlitten eingesetzt, schön abgedeckt und gegen neugierige Blicke geschützt. Denn einige der Zutaten waren teuer und wurden deswegen auch nicht immer in gleicher Menge eingesetzt, und wer gespart hat wollte es nicht unbedingt öffentlich machen. Hat aber meistens nichts genutzt, der Bäcker hat die Stollen zum erkalten ein der Backstube neben dem Ofen gelagert, und die eines anderen Kunden kamen dann an die Reihe. Der konnte dann bei der Anlieferung schon sehen wie die vorherigen geworden sind, und wenn sie nicht aufgegangen waren, gelaufen oder nicht genug Rosinen zu sehen, schon gab es wieder ein nettes Thema für die noch netteren älteren Damen im Dorf.
Da es damals noch keine geeigneten Knetmaschinen gab mußte alles von Hand geknetet werden, meistens hat der Hausherr sich einen Tag frei genommen, und sich richtig verausgabt. Und die Zutaten wurden schon auf Wochen voraus bestellt oder beschafft, so exotische Zugaben wie Rindertalg waren nicht immer verfügbar. Es gab auch kein Grundwissen über schwere Hefeteige mit viel Butter, das Rezept was funktionierte war meistens von der Oma oder noch früher. Die Mandeln wurden gebrüht und mühsam von der Haut befreit, eine Arbeit die die Kinder machen mußten. Und sehr große Naschkatzen mußten dabei ständig pfeifen ...
Mit diesem Produkt war man verwachsen, und arme Familien haben tatsächlich schon ab September angefangen etwas auf die Seite zu legen, Vorratshaltung bei den teuren Zutaten war damals undenkbar. Zwei Tage Vorbereitung und Teigkneten, dann der Backtag und die Butterung, erklaten lassen und einpacken, man war 3-4 Tage gut beschäftigt.