Caro, ist vielleicht besser so, dass du uns mit dem Zitat wieder zum eigentlichen Thema dieses Threads zurückholst.
Ich denke, die Reportage hat nicht – wie Lutz schreibt – einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Glutenunverträglichkeit hergestellt, sondern Vermutungen von Wissenschaftlern bzgl. eines solchen Zusammenhangs wiedergegeben. Das ist ein kleiner, aber feiner Unterschied, denn das macht noch klarer, dass es nicht die Aufgabe einer solchen Reportage ist ins Detail zu gehen oder gar zu versuchen einen solchen etwaigen Zusammenhang zweifelsfrei zu belegen. Das kann sie fachlich unmöglich leisten, und das gibt der aktuelle Stand der Wissenschaft in dieser Frage auch überhaupt nicht her, und daran wird sich so bald auch nichts ändern. Wir haben ja bspw. nach Jahrzehnten der Krebsforschung immer noch keine Ahnung, was die Ursachen mancher Krebsarten sind oder was deren Enstehung begünstigt.
Die Reportage gibt nur wieder, um Denkanstöße zu liefern und Fragen aufzuwerfen. Was der Zuhörer dann daraus macht, ist dessen Sache. Manche meinen zu wissen, dass ein solcher Zusammenhang definitiv Unsinn ist und stellen das gedanklich eher in den Bereich von Märchenerzählungen. Andere nehmen den Denkanstoß zum Anlass sich weiter zu informieren. Und wiederum andere sind ohnehin schon Gegner von Glyphosat oder anderen Pflanzenschutzmitteln und interessieren sich womöglich gar nicht dafür herauszufinden, ob dieser Zusammenhang zweifelsfrei besteht oder nicht.
Was den Zusammenhang selbst betrifft, hatte ich die Reportage bei mir im Kopf so abgespeichert, dass die wiedergegebene Vermutung eines Zusammenhangs primär auf der Basis von Statistiken (Korrelation) beruht. Ich kann mich ehrlich gesagt nicht erinnern, ob und wie biochemische Details, wie die Substitution von Glycin in Proteinen durch Glyphosat, wiedergegeben wurden – ich würde hoffen wenn überhaupt, dann nur als Vermutung am Rande, aber am besten gar nicht. Denn das wäre für mich nur eine konkrete Hypothese (“Ein Zusammenhang besteht aus Grund X.”) von vielen möglichen, um die allgemeine Hypothese (“Es besteht ein Zusammenhang, aus welchem konkreten Grund auch immer.”) zu erklären.
Eine solche konkrete Hypothese zu widerlegen widerlegt ja die allgemeine nicht. Daher finde ich nicht, dass die Reportage hätte versuchen sollen an der Stelle ins Detail zu gehen – sie hätte an dem Anspruch ins Detail zu gehen nur scheitern können.
Was das genannte wissenschaftliche Paper betrifft, kann ich als Fachfremder dazu nur sagen, dass sich laut Paper der Zeitraum auf sechs Tage beschränkte. Hier geht es aber um Langzeitfolgen. Da bin ich mir nicht sicher, ob ein solch kurzer Zeitraum ausreicht, um eine solche (konkrete) Hypothese zu widerlegen. Und ob die Untersuchung an Brustkrebszellen repräsentativ ist, da bin ich mir auch nicht sicher. Ich will damit sagen: Die Untersuchung aus dem Paper war sicherlich korrekt, aber welche Schlussfolgerungen man aus dem Ergebnis eines derartig spezifischen Experiments ziehen kann, ist eine völlig andere Frage, die ich nicht beantworten kann. Aber was ich mit Sicherheit sagen kann ist: Einen allgemeinen Zusammenhang zwischen Glyphosat und Glutenverträglichkeit widerlegt sie, wie weiter oben erklärt, definitiv bereits rein logisch nicht,
und versucht sie auch gar nicht zu widerlegen. Es kann schließlich auch ganz andere Gründe für einen etwaigen Zusammenhang geben.
Nach kurzer oberflächlicher Recherche habe ich folgende Artikel zum Thema Glyphosat und Glutenunverträglichkeit gefunden:
Habe sie nur überflogen, und das auch nur teilweise. Vielleicht ist ja etwas Interessantes dabei. Aus dem ersten Artikel finde ich jedenfalls u.a. die folgende Passage interessant:
“Es geht hier um chronische Vergiftungen. Niemand kann genau sagen, wann die Schädigung letztendlich beginnt. Aus meinen Untersuchungen geht eindeutig hervor, dass es die langlebigen Tiere sind, die einen Schaden erleiden. Milchkühe zum Beispiel leiden stärker darunter als Mastbullen. Oder wir haben auch Mastkaninchen untersucht, die nur 56 Tage leben. Die hatten im Urin die höchsten Konzentrationen, aber klinische Symptome waren nicht zu sehen, weil die Expositionszeit eben doch sehr sehr gering war. Die Tiere leben einfach nicht lange genug, als dass sich die schädlichen Auswirkungen zeigen.”
Am Ende muss jeder für sich selbst herausfinden, was er oder sie für richtig hält. Viel Erfolg bei der Suche nach der Antwort auf diese Frage!