Ich hab mir die Sendung jetzt zum dritten Mal angeschaut und bin nach jedem Mal mehr enttäuscht: eine populärwissenschaftliches Feature, das neben etlichen guten Informationen eine viel zu große Anzahl von Falschinformationen und Fehlern enthält, andererseits aber wichtige Informationen vermissen lässt. Betroffene sollten sich nicht auf die dort gemachten Aussagen verlassen.
Die Reduzierung der Problematik auf Weizen ist irreführend. Auch Emmer, Einkorn, Dinkel, Kamut, Roggen enthalten die gerade diskutierten Bestandteile Gluten, ATI und Fodmaps. Das hätte deutlich gemacht werden müssen, damit Betroffene keine falschen Schlüsse ziehen.
Ein Beispiel aus der dritten Minute: Zöliakiekranke dürfen kein Gluten zu sich nehmen und daher keinen Weizen essen. Das ist richtig, aber unvollständig: sie dürfen auch keinen Dinkel, Emmer, Einkorn, Kamut, Roggen essen, denn auch dort ist Gluten enthalten.
Der Hersteller der glutenfreien Dr.-Schär-Produkte bezeichnet Hirse und Buchweizen als Getreide... Er müsste es besser wissen: Buchweizen ist ein Knöterichgewächs und Hirse gehört zu den Süßgräsern.
Und ganz arg finde ich, dass die Namen der zur Diskussion stehenden Erkrankungen - Unverträglichkeit, Sensitivität, Allergie - durcheinandergeschüttelt und teilweise auch falsch angewendet werden. Gegen Ende der Sendung auch von Frau Prof. Dr. Fritscher-Ravens, das hat mich geschockt.
Es werden immer wieder Szenarien nebeneinandergesetzt, ohne den inneren Zusammenhang deutlich zu machen. So fehlt z. B. die Information, dass der ATI Gehalt in Getreide sehr unterschiedlich ist:
- Es gibt alte Sorten mit hohem und alte Sorten mit niedrigem ATI Gehalt
- es gibt neue Hochleistungssorten mit hohem und neue SOrten mit niedrigem ATI Gehalt
- jede Sorte kann abhängig von Anbau (Boden), Düngung und Klima (auch nach Anbaujahr
wechselnd) unterschiedlich viel ATI enthalten
- die Aussage, alte Sorten seinen in dieser Hinsicht besser und vorzuziehen ist falsch
- erforderlich wäre die Züchtung von Sorten mit geringem ATI Gehalt
Fast am Ende der Sendung wurde Brot gezeigt, zu dessen Herstellung Mehl mit ganz geringem ATI gehalt verwendet wurde. Prof. Schuppan arbeitet intensiv zu diesem Thema. Ich habe mich gefreut, ihn auf dem Bildschirm wiederzusehen. Ich habe an mehreren Studien in Mainz teilgenommen.
Ja, ich bin leider auch Betroffene, habe aber durch lange Versuchsreihen herausgefunden, was ich essen kann und was nicht. So ist Brot aus 100 % Vollkorn - egal welches Getreide - völlig tabu. Und wenn eine Rheinländerin auf ihr geliebtes Schwarzbrot verzichten muss, dann ist das schon ein Drama... Rohkost ist drastisch reduziert. Meine Probleme sind nicht weg, aber ich kann mit dem verbliebenen Rest leben. Wenn... ja wenn ich mein Brot selber backe und dabei dem Teig ausreichende Reifezeiten gönne. Im Supermarkt oder bei einer Großbäckerei Brot kaufen geht gar nicht. Gottseidank gibt es in Freiburg Pfeifle... Unterwegs oder im Urlaub muss ich sehr aufpassen, was ich esse. In den Hochzeiten meiner Reizdarmprobleme habe ich glutenfreie Brötchen ins Drei-Sterne-Restaurant mitgenommen
Das hat sich Gottseidank sehr verbessert. Aber ich erinnere mich noch mit Grauen an die Zeiten, in denen auch ich mich immer von Toilette zu Toilette gehangelt habe.
Deshalb bin ich von der Sendung so enttäuscht. Diese Art von Information hilft keinem tatsächlich Betroffenen.
Ein schönes Wochenende
Monika