Ja,Lenta, wenn man genau schaut. Aber man muss immer weiter schauen, bis man fündig wird.
Ich lebe in einer Stadt mit 40 000 Einwohnern und der letzte Bäcker, der einigermaßen handwerklich arbeitete, hat im vorigen Sommer dicht gemacht. (Er hatte neben dem eigenen Sortiment einige Backmischungen, die auch mit einer Banderole kenntlich gemacht waren.) Bei einigen Brötchen hat er Dawe verwendet, da wette ich drauf, bei anderen wahrscheinlich nicht.
Nun haben wir nur noch Großbäcker wie Eifler &Co. Einzige Ausnahme ist ein Brotstand zweimal die Woche auf dem Markt, ein Biobäcker (auch Großbäcker, beliefert fast alle Bioläden im Raum südliches Rhein-Main-Gebiet), bei dem ich schon 25 Jahre kaufe, wenn ich nicht selbst backe. Der verbackt ausschließlich Demetermehl aus eigener Mühle.
Schuld an der Misere ist meiner Meinung nach der Verbraucher, der es erstens gar nicht wissen will, was er da isst, wenn er im Backshop oder bei Aldi einkauft. Und zweitens will er zu jeder Tageszeit ein Großsortiment, auch noch kurz vor Ladenschluss.
Als vor zwei Jahren der letzte Bäcker dicht machte, der ausschließlich selbst gebacken hat, mit allen Konsequenzen, wie überschaubares Sortiment, sechs, sieben Sorten Brötchen,auch bei Kuchen, Sauerteigbrot erst ab dem späten Vormittag etc., hab ich beim Gemüsehändler nebenan gejammert, dass ich die Milchbrötchen und die Blechhefekuchen vermissen werde, sagte der: Was wollen Sie denn, ich bin da eh nicht mehr hin. Immer diese paar Obstkuchen und Stückchen und beim Brot und Brötchen nur so wenig Sorten, seit der Eigler nebenam ist, geh ich eh nur noch zu dem
Und wenn ich mich im CK umgucke, wo sich ja mittlerweile auch nicht mehr so viele "ambitionierte Hobbyköche" tummeln, dann lese ich immer wieder zornige Kommentare über unverschämt teures Brot vom Bäcker, und dass man das im Aldi viel billiger bekommt. Wie soll da ein handwerklicher Bäcker, der von seinem Brot leben will, gegen an stinken.
Und wenn einer auf die Zusatzstoffe anspricht, heißt es immer...ich lebe doch noch..mir hat´s bisher nicht geschadet...was anderes kann ich mir nicht leisten. Dass drei Tüten Chips so viel kosten wie ein Brot. solltest du dann besser nicht schreiben
Manchmal denke ich, geschieht ihnen recht, sie wollen ja verschaukelt werden.
Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine volle Deklaration unbedingt nötig wäre, schon allein, damit man das Geschreie beim nächsten Skandal abwürgen kann und keiner sagen kann, er habe von nichts gewusst.
Tatsächlich ist mir aber klar, dass sich die Bäcker nicht so verhalten, weil sie ihre Kunden beschei..en wollen, sondern auch aus reiner Not. Wer will schon nach 20, 30 Jahren Bäckerei seine Bude zumachen, einem arbeitsloser Bäcker gibt auch nicht so einfach jemand einen Job.
Ändern könnte sich nur durch eine knallharte Deklaration etwas, etwas.... Die hardcore Käufer interessiert das eh nicht, was sie essen, die Bewussten kaufen fahren schon jetzt Kilometer, um an anständiges Brot zu kommen oder backen selbst...wir
, aber die Grauzone, die es nicht so genau wissen will, die könnte mit ihrem Verhalten schon was ändern. Wenn die ihr Kaufverhalten überdenken und das Plastikbrot wenigstens öfter liegen lassen würden, dann müsste auch die Back-Industrie reagieren und die handwerklichen Bäcker hätten eine Chance.
Aber Frau Aigner freut sich ja, wenn sie aus dem Urlaub kommt auf deutsches Brot
Lieben Gruß Ulrike