Ich kann Resultate vermelden.
Wie ich befürchtet hatte, war die abgebildete Farbe mit noch so vielen Stunden bei 75°, später bei 105°, kein bisschen dunkler geworden. Ich habs abkühlen lassen und ein Exemplar mithilfe eines sehr dünnen Ausbeinmessers aus seinem Glas extrahiert. Obendrauf etwas dunkler und etwas Geschmack, die unteren zwei Drittel feucht und fies klebrig. Ich habe dann die beiden anderen auch rausgeholt um alles etwas trocknen zu lassen und mit Gewalt zu zerkleinern, damit wenigstens die Schafe was davon haben.
Dann hab ich mir aber überlegt, dass ich ja auch ebensogut noch einen zweiten Versuch machen könnte, diesmal à la Enking. Also habe ich alle drei Stumpen wieder in Gläser gesetzt, Untertassen drauf, und alles nochmal viele Stunden bei 120° in den Ofen. Danach dann: Wow, Farbe! Deutlich dunkler als am Vortag. Die Stumpen waren auch deutlich geschrumpft und standen ganz locker in ihren Gläsern. Ich habe sie im Ofen abkühlen lassen und heute morgen aufgeschnitten.
Überraschung: Dat schmeckt! OK, die ersten Scheiben besser wenn man sehr gute Zähne hat. Die Arbeit meines Dentallabors wurde auf eine harte Probe gestellt, das normale Frühstücksmesser hatte bei den ersten Scheiben auch Probleme. Dass Salz fehlte, war ja klar. Aber jetzt ist richtig Aroma dran!
Die Schafe kucken also in die Röhre, pumpernickelmäßig. Ich habe die drei Stumpen mit der Aufschnittmaschine auf 2,5mm gehobelt, wieder in die Gläser geschichtet, Deckel draufgeschraubt und bei 90° 2 Std. im Ofen "eingemacht".
So. Und wat lernt uns dat?
Man kann Pumpernickel im heimischen Ofen herstellen. Eine (relativ) dampfdichte Kammer/Kiste/Blechbox wäre gut, bei 120° 24 Stunden. Ob man den feinen Schrot aus Werners Rezept wirklich braucht, weiß ich nicht, das Ergebnis war letztlich sehr dicht. Allerdings (anders als erwartet) ohne allzuviele Luftblasen. Ich würde eine nächste Versuchsanordnung so machen:
- Roggen 12 Std. in Wasser einweichen, danach durch den Wolf drehen. Salz dazu und kneten (warum nicht 40 Minuten gaanz langsam wie bei Enking?).
- Dann bräuchte es eine ziemlich dampfdichte Form. Die Gläser sind im Prinzip nicht schlecht, aber ich frage mich, ob nicht eine horizontale Ausrichtung vorteilhafter wäre. Zumindest bei meiner abenteuerlichen Temperaturführung war das Ergebnis immer oben zu hart, unten zu weich. Andererseits muss die Form auch zu den späteren Aufbewahrungsbehältnissen passen.
- Um die Teigmasse in die Form zu bekommen, würde ich die Masse mit Latex-Handschuhen formen, in Weizenkleie oder Hafer- oder anderen Flocken wälzen und dann in die Backform drücken. Die Form muss nicht gefettet werden. In dieser Form ginge es dann für 24 Std. bei 120° in den Ofen.
- Danach abkühlen lassen, aufschneiden und in passenden Gläsern o.ä. "einkochen". Ich nehme an, dass sich der Geschmack bei der Lagerung noch etwas ausbaut (nein, Barrique wär wohl nicht hilfreich
) , und hoffe, dass sich die Feuchtigkeit noch etwas gleichmäßiger verteilt.
Das Kneten ist der kritische Punkt bei mir und meiner Kitchen Aid. Ich werde das Experiment mit dieser Maschine nicht so bald wiederholen (grmblgrmbl, s.o.), würde mich aber über Berichte freuen, mit welcher (Küchen-) Maschine man so eine feuchtklebrige Schrotmasse in der von Werner vorgeschlagenen Menge kneten kann.
Beste Grüße -- Thomas