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Labor-Siebe

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Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Mi 13. Okt 2021, 07:36

Heute kam das Paket mit den Labor-Sieben aus China an die ich vor etwa 2 Monaten via Alibaba-Express bestellt hatte.

Bild

Leider waren die in Styropor verpackt ohne zuvor in Plastik oder Papier eingewickelt worden zu sein. Da waren dann hunderte von kleinen elektrostatisch aufgeladenen Styropor-Teilchen die an den Sieben hafteten und sich nur schwierig entfernen ließen. An einigen sah man Fingerabdrücke aber man muß die ja sowieso vor Benutzung waschen. Die Qualität ist aber solide.

Hier ist der Turm aller Siebe von 1 mm Maschenweite bis zu 200 Mikrometer. Insgesamt 15 Siebe.

Bild

Die Siebe haben alle zusammen etwa um die 50 EUR gekostet und dann nochmal um die 35 EUR für den Versand von China nach Japan.

Der Hobbybäcker braucht natürlich nicht eine solch große Palette an Sieben. Es reicht wenn man drei verschiedene Größen hat: fein (etwa 200 Mikrometer), mittel (etwa 500 Mikrometer) und grob (etwa 800 Mikrometer). Eine feinere Abstufung ist aber dann interessant wenn man diverse Mehle, insbesondere Vollkornmehle nach ihrer Vermahlung untersuchen möchte.

Und hier ist das 200 mikrometer Sieb von nah zu sehen.

Bild
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » Do 4. Nov 2021, 16:28

Respekt vor deinem Wissen um die Brotbäckerei und deinem Engagement hier im Forum, aber was um Himmels Willen macht man mit solchen Sieben? Eh ich da Mehl für ein Brot durch habe, ist der Tag rum. Es sei denn, du nutzt sie ihrem Namen entsprechend als Laborsiebe für irgend welche geheimen Analysen. ;)
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Do 4. Nov 2021, 17:18

Also erst einmal habe ich diese Siebe vor einiger Zeit bestellt, die haben nämlich gut 2 Monate gebraucht bis sie bei mir ankamen. Als ich die bestellt habe hatte ich nur ein 30-mesh (etwa 0.6 mm Maschenweite) und ein 60-mesh (etwa 0.25 mm Maschenweite. Da fehlten mir noch ein sehr feines Sieb (70/80 mesh, etwa um die 200 mikron Maschenweite) und ein sehr grobes Sieb (18/20 mesh, etwa um 0.8-0.9 mm Maschenweite). Diese habe ich einfach nirgends finden können.

Auf Amazon Japan hat Jemand diese Labor-Siebe für etwa 100 EUR das Exemplar angeboten, die waren aber Made in China, so habe ich halt mal danach auf Alibaba Express gesucht und bin fündig geworden. Dort wurden die gleichen Siebe (gleicher Markenname, gleiches Schild) für etwa 4 EUR das Exemplar angeboten. Die Versandkosten wären da aber so oder so mindestens etwa 40-50 EUR gewesen ob ich nun zwei oder 10 oder 15 Stück bestelle machte sich da kaum bemerkbar. Und besonders bei dem groben Sieb war ich mir nicht sicher mit welcher Maschengröße man Kleie am besten aus VK-Mehl aussieben kann. Das hängt aber auch von der Sorte und dem Vermahlen ab. So habe ich dann einfach alle angebotenen Größen zwischen 18-mesh und 80-mesh bestellt. Damit komme ich nie wieder in eine Situation wo ein Sieb für irgendwas gerade zu fein oder zu grob sein wird. Bin also nun für alle erdenklichen und unerdenklichen Fälle gewappnet. Seelenfrieden sozusagen.

Es hat aber auch einen praktischen Wert die gesamte Palette von Sieben zu haben wenn man VK-Mehle von verschiedenen Mühlen vergleichen will. Man fängt mit dem gröbsten Sieb an, wiegt den Anteil der nicht durchs Sieb ging und notiert das Gewicht. Dann mit dem nächst kleineren Sieb den Rest sieben, wiegen, Gewicht notieren. Wiederholen bis man beim feinsten Sieb angekommen ist. Damit hat man dann ein Profil der Vermahlung was zum Vergleichen verschiedener VK-Mehle sehr hilfreich ist.

Wenn man dann Backversuche macht so kann man eher abschätzen wieviel von dem Unterschied auf das Konto der Vermahlung geht, und wieviel auf den Protein-Gehalt. Es ist auch dienlich wenn man mit dem Verkäufer der Mühle spricht weil man ihm dann erzählen kann warum das VK-Mehl seiner Firma besser oder schlechter abschnitt als das der Konkurrenz.

Und dann sind die Siebe auch hilfreich wenn man VK-Mehl selbst mahlt, oder grobes VK-Mehl nachmahlt. Man kann dann nämlich ein Mehl mit einem gewünschte Vermahlungsprofil herstellen.

Ich versuche gerade eine Mühle in Hokkaido die zwei ihrer Mehle als extra-feines VK-Mehl anbieten davon zu überzeugen daß sie ein anderes, kleberstärkeres Mehl aus ihrem Angebot ebenfalls als extra-feines VK-Mehl anzubieten. Letzteres bieten die nämlich nur als grobes VK-Mehl an. Dazu konnte ich nun dank der Siebe das grobe VK-Mehl so nachmahlen daß das resultierende VK-Feinmehl genau dem Vermahlungsprofil der beiden anderen entspricht. Und der Vergleich der resultierenden Brote der Backversuche spricht dafür daß das letztere VK-Mehl einfach bessere Resultate bringt. Ich habe das alles in einem Papier dokumentiert und dem Verantwortlichen bei der Mühle zugesandt. Die nehmen das auch Ernst aber die Mühlen in Japan mahlen langsam. Selbst wenn die sich nicht überzeugen lassen so ist die Fähigkeit solche Versuche zu machen sehr hilfreich.

Beim Selbstmahlen kann ich dann ausserdem ausprobieren welche Vermahlungsprofile bessere Resultate liefern. Diese können durchaus von Mehl zu Mehl verschieden sein.

Die meisten tests die man mit Mehlen so macht benötigen sehr teure Laborgeräte. Die Siebe waren da mit 4 EUR pro Stück wirklich ein Schnäppchen.

LG aus Japan
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Zuletzt geändert von benjamin am Do 4. Nov 2021, 19:15, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Do 4. Nov 2021, 17:56

Übrigens gibt es für diese Siebe eine passende Rüttelmaschine für etwa 120 EUR. Da spannt man eine beliebige Anzahl der Siebe als Stapel in den Rüttler, gibt das zu testende Mehl oben hinein, schaltet die Maschine ein und nach einigen Minuten hat jedes Sieb den Anteil der nicht mehr durchging. Wenn man da also oft viele solcher Tests machen würde, wzb im Labor einer Mühle dann wäre das wohl eine sich lohnende Anschaffung um Zeit zu sparen. So oft mache ich diese Tests aber nicht. Da ist das Sieben von Hand kein allzu bedeutender Zeitaufwand.

Sollte ich in Zukunft größere Mengen Korn selbst mahlen dann würde ich wohl eher in eine Gerwebemühle mit angschlossenem Sichter investieren.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » Do 4. Nov 2021, 20:23

... das meine ich ja - Analysen und Tests. Zum backen braucht man sowas nicht, zumindest nicht in der Menge und den feinen Maschengrößen. Ich mahle ja auch mein Vollkornmehl, hatte mir zu Anfangs ein feines Sieb für bald 20 Euro bestellt, welches mir am Ende aber zu groß war. Da fällt mehr neben die Schüssel. Dann habe ich mir 2 Stück beim Chinesen bestellt für 1,20 das Stück und nur10 cm Durchmesser. Das passt für mich perfekt.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Fr 5. Nov 2021, 10:00

Wenn ich für das Backen VK-Mehl aus ganzem Korn mahle oder aber handelsübliches (grobes) VK-Mehl nachmahle so benutze ich drei verschiedene Siebe: grob, mittel und fein. Dabei verwende ich nunmehr 24-mesh (ca. 0.8 mm) für grob, 35-mesh (ca. 0.5 mm) für mittel und 80-mesh (ca. 0.2mm) für fein.

Die Laborsiebe eignen sich dafür recht gut weil sie 20 cm Durchmesser haben und meine größten Edelstahlschüsseln haben 33 cm Durchmesser, da geht dann nichts daneben.

Ich habe auch einen Ratschenkasten mit Nüssen für alle metrischen Größen von 4 mm bis 36 mm, und auch die Zollgrößen W3/8 und all das komische Zeugs das die Amerikaner haben. Davon benutze ich auch meist nur einige wenige und zwar solche die ich für mein Fahrrad und den Fahrradanhänger benötige. Aber es war erstens billiger einen kompletten Ratschenkasten zu kaufen als einzelne Nüsse (selbst wenn man nur wenige kauft) und zweitens bin ich damit für alle Eventualitäten ausgerüstet. Es kann keine Situation eintreten bei der ich eine Schraube/Mutter vorfinde für die ich kein passendes Teil in meinem Ratschenkasten habe. Kann einfach nicht vorkommen.

Und genauso verhält es sich mit den Laborsieben. Drei einzelne Siebe der Größen die ich regelmässig benutze (24-, 35- und 80-mesh) hätten mich über 200 EUR gekostet. Der ganze Satz mit 15 Sieben aber nur um die 100 EUR.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon cremecaramelle » Fr 5. Nov 2021, 18:06

benjamin hat geschrieben: 35-mesh (ca. 0.5 mm) für mittel und 80-mesh (ca. 0.2mm) für fein.


genau diese suche ich auch, hab aber keine Idee, wo ich die bekommen könnte (ich lebe in D).

Kann mir da jemand helfen, bitte
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » Fr 5. Nov 2021, 19:49

Hier oder auch anderswo. Ziemlich problemlos.
Bei 0,2 mm wird es eng. Dann bleibt nur Alibaba. Oder aber du bastelst selber, denn feinmaschiges Gewebe 0,2 mm gibts auch hier zu kaufen. Amazon, Ebay...


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Re: Labor-Siebe

Beitragvon lucopa » Sa 6. Nov 2021, 13:39

Hier bekommt man Laborsiebe in allen erdenklichen Maschenweiten.
https://shop.augusta-laborbedarf.de/871457317/1/AD174/NTYxMjA3MDAw/Linker%20561207000%20Augusta%20Laborbedarf.html?sid=fp52dikqp80lbm0dg5tr00b0l1&sid=271nf1gb0bt26kppff53e0p1e0
Ich besitze dieses Modell mit 3 verschiedenen Maschenweiten. Die Siebeinlagen sind aus Kunststoffgewebe und sind in 16 Abstufungen von 90 µm bis 1 mm erhältlich. Ich siebe hiermit nur Kräuter, und manchmal mit dem gröbsten Sieb mein Zentrofanmehl.

Und hier kann man eine Preisliste herunterladen. Ab Seite 24 findet man die Kreßnersiebe.
https://www.atechnik.net/laborsiebe/

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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Sa 6. Nov 2021, 15:51

Mit 120 EUR pro Sieb ist der Preis der Kreßnersiebe aber etwas heftig.

Apropos selber basteln. Ich hatte mir ein 20-mesh Sieb mit 20 cm Durchmesser selbst gemacht. Einen runden Rahmen selbst zu bauen ist recht schwierig und aufwendig. Daher habe ich einen quadratischen Rahmen aus Holz geleimt, und mit Aluminium-Schienen einen Rahmen um das Maschengewebe einzuspannen. Dann eine Holzleiste eingeleimt die den Alu-Rahmen stoppt, und auf der gegenüberliegenden Seite zwei kleine Koffer-Verschlüsse angeschraubt die den Alu-Rahmen am Holzrahmen festhalten so daß sich der Alu-Rahmen zum Reinigen herausnehmen läßt. Das funktionierte alles ganz gut und war relativ wenig Aufwand, aber die viereckige Form des Siebes ist unpraktisch es sei denn man hat einen Rüttelautomaten. Denn die Diagonale beim Quadrat ist etwa 1.4 mal länger als die Seiten, bei 20 cm Seitenlänge etwa 28 cm. Da ist mit einer 32 cm Schüssel unten drunter beim Sieben zu wenig Spielraum wenn man das Sieb von Hand schüttelt. Da landet ein Teil des Mehls ausserhalb der Schüssel. Würde ich nicht empfehlen und auch nicht nochmal machen. Ein rundes Sieb selber bauen ist aber eine recht komplexe Angelegenheit. Würde ich auch nicht empfehlen. Also besser günstige Einkaufsquelle ausfinding machen und bestellen.

PS: Das selbstgebaute Sieb ist übrigens (teilweise) im zweiten und dritten Foto im ersten Post dieses Threads zu sehen.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon lucopa » Sa 6. Nov 2021, 16:15

Das ist kein Sieb, sondern eine Vorrichtung. In dieser platziert man die gewünschten Siebe mit den entsprechenden Maschenweiten. Bei engen Maschenweiten (weniger als 200 µm) ist eine derartige Vorrichtung sehr nützlich, da man das Siebgut heftig schütteln kann (oder muss), ohne dass es in der Gegend herum fliegt.

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Re: Labor-Siebe

Beitragvon cremecaramelle » Sa 6. Nov 2021, 17:35

Durchhaltebemmchen hat geschrieben:Hier oder auch anderswo. Ziemlich problemlos.
Bei 0,2 mm wird es eng. Dann bleibt nur Alibaba. Oder aber du bastelst selber, denn feinmaschiges Gewebe 0,2 mm gibts auch hier zu kaufen. Amazon, Ebay...


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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » So 7. Nov 2021, 07:17

lucopa hat geschrieben:Das ist kein Sieb, sondern eine Vorrichtung.


Wäre mir trotzdem zu teuer. Selbst dann noch wenn die Siebeinsätze pro Stück nur ein paar Euro kosten. Für 120 EUR kann man nämlich bei Alibaba bereits eine elektrische Rüttelmaschine kaufen.

https://www.alibaba.com/product-detail/ ... 65998.html

Diese Maschine kostet bei Einzelabnahme 145 USD was etwa 125 EUR entspricht. Ich habe aber vom Design identische* Maschinen für nur 120 USD bei Einzelabnahme gesehen. In solchen Fällen kann man bei den Herstellern die ein wenig mehr verlangen in der Regel erreichen daß sie für den höheren Preis gewisses Zubehör das in der Herstellung nicht so teuer ist kostenlos dazugeben, in diesem Falle also ein oder zwei extra-Siebe. Der Versand kostet zwar noch zusätzlich, aber wenn ich es mir leisten kann/will für einen Rahmen allein 120 EUR locker zu machen, dann kann ich auch noch mal 50-60 EUR Versandkosten drauflegen für eine Maschine die mir dann die Mühe abnimmt.

Verstehe mich nicht falsch. Mir wäre es lieb wenn es mehr Produkte aus Europäischer Herstellung gäbe und nicht alles in China hergestellt würde. Das bedeutet aber nicht das ich offensichtliche Wucherpreise unterstützen kann. Wenn das Europäische Produkt von besserer Qualität ist so darf es auch mehr kosten, und wenn damit Europäische Sozial- und Umwelt-Standards unterstützt werden so darf es auch noch etwas mehr kosten. Aber irgendwo hört der Spaß auf. Der Preis muß nachvollziehbar sein. 120 EUR für einen Metallrahmen ist nicht nachvollziehbar und das ist noch diplomatisch ausgedrückt. Wenn mir nur die Wahl bleibt meine Ausrüstung entweder in der Apotheke zu kaufen oder in China, dann entscheide ich mich für China, wenn auch schweren Herzens.

[*] In China gab es keine Urheberrechte. Jedermann konnte alles einfach kopieren. Für die Teilnahme an internationalem Handel waren Urheberrechte aber eine Vorraussetzung. Daher hat China schliesslich in 1991 Urheberrechte eingeführt. Bei vielen Geräten insbesondere zur Herstellung/Verarbeitung von Lebensmitteln sind die Designs aber älter als das Urheberrecht und damit befinden sich diese Designs im Public Domain. Daher bieten die meisten Hersteller von Restaurant-, Bäckerei- und Fleischerei-Ausrüstung nahezu wenn nicht sogar 100% identische Produkte an. Lediglich das Namensschild ist anders, manchmal die Knöpfe. Und wo es anderweitig geringfügige Unterschiede gibt so handelt es sich dabei in der Regel um leichte Modifikationen des ursprünglichen Public Domain Designs.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » So 7. Nov 2021, 09:43

Zugegeben würde ich auch keine 120 Euro investieren für ein Sieb, wenn ich NUR backen will. Analyse, Tests ok, das ist was anderes.
@Benjamin...... ohne aufwändige Basteleien könnte man ja auch noch ein vorhandenes, gröberes, rundes Sieb nutzen, in welches man das feinere Netz einbringt. Einkleben oder löten oder irgendwie so.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Mo 8. Nov 2021, 07:04

Durchhaltebemmchen hat geschrieben:Zugegeben würde ich auch keine 120 Euro investieren für ein Sieb, wenn ich NUR backen will. Analyse, Tests ok, das ist was anderes.


Selbst für das mechanische Testen von Mehlen will ich keine 120 EUR für einen Rahmen ausgeben.

Durchhaltebemmchen hat geschrieben:ohne aufwändige Basteleien könnte man ja auch noch ein vorhandenes, gröberes, rundes Sieb nutzen, in welches man das feinere Netz einbringt. Einkleben oder löten oder irgendwie so.


Das hatte ich auch zunächst angenommen. Hat sich dann aber sehr viel aufwendiger herausgestellt. Das fängt schon bei der Auswahl eines passenden Siebes an. Grobe Siebe sind nämlich auch nicht so einfach zu finden. Siebe für Gartenerde gibt es zwar bei Bau- und Gartenmärkten aber die sind in aller Regel sehr groß, 30 cm Durchmesser und mehr.

Ich hatte dann versucht aus einem billigen Haushaltssieb etwas zu machen. Diese sind fast immer mesh-30, also zu fein um das Geflecht drin zu lassen. Das ließ sich auch einfach und relativ sauber herausschneiden, aber dann ein neues Geflecht einzubringen ist gar nicht so einfach.

Löten kannst Du vergessen. Mit einem Lötkolben reicht die Hitze nicht aus. Und mit einem Gasbrenner ist die Hitze bei sehr feinmaschigem Draht so hoch daß der Draht verglüht. Ausserdem muß der Draht fest auf der Oberfläche aufliegen sonst gibt es defekte Lötstellen die wieder aufbrechen. Durch den Temperaturunterschied zwischen dem Draht der gerade gelötet werden soll und dem Draht der noch nicht gelötet ist wellt sich dann das Geflecht. Der Rahmen leitet die Hitze übrigens sehr leicht ab während der Draht dazu neigt zu heiß zu werden.

Mit Kleben ist es das so eine Sache. Das wird eine schöne Sauerei und nach dem Trocknen stellt man fest daß es gar nicht so gut haftet. Ausserdem will ich eigentlich nicht daß das Mehl mit chemischen Substanzen in Kontakt kommt von denen ich nicht weiß wie sicher sie sind. Holzleim wäre ok, bildet aber mit Draht keine gute Bindung. Beim Kleben ist ausserdem die resultierende Oberfläche niemals so richtig glatt das sich da nicht Mehlpartikel in kleinen Aushöhlungen verfangen und damit ist die ganze Sache dann unhygienisch.

Idealerweise sollte das Geflecht eine gewisse Spannung haben, und es sollte sich zum Reinigen entfernen lassen. Das kann man erreichen indem man das Geflecht zwischen zwei flachen Holzringen montiert und dies dann unter Spannung verleimt oder verschraubt. Die Ringe kann man natürlich aus Holzplatten heraussägen aber bei einem Durchmesser von 15-20 cm kann man dazu nicht die handelsüblichen Kreisausschneider benutzen. Man benötigt dafür entweder ein teures Spezialwerkzeug oder man schneidet es frei-Hand mit einer Laubsäge oder einer Stichsäge aus. Das wird aber nicht so genau daß das Ganze genau in den Siebrahmen passt daß sich da kein Mehl an den Rändern einnistet. Da muß man dann mit Sandpapier geduldig und mit viel Zeiteinsatz die Ringe passend schleifen. Wenn man einen runden Holzrahmen hätte so könnte man den Ring mit dem Geflecht einfach einleimen, aber bei Metall kommen da wieder nur chemische Klebstoffe in Frage.

Mit andern Worten, es erscheint am Anfang einfach, stellt sich dann aber doch als aufwendig heraus. Ich habe die Sache letztendlich abgebrochen und dann den viereckigen Rahmen gebaut.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » Mo 8. Nov 2021, 12:15

benjamin hat geschrieben:
Die Ringe kann man natürlich aus Holzplatten heraussägen aber bei einem Durchmesser von 15-20 cm kann man dazu nicht die handelsüblichen Kreisausschneider benutzen.

https://www.feinewerkzeuge.de/kreisschneider.html

Ganz unten ist eine Verlängerung aufgeführt. Man könnte auch Fräsen (lassen). Alle möglichen Tricks und Hilfsmittel gibts auf Youtube. ;)
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » So 5. Dez 2021, 14:47

Zwar habe ich ein extra Thema zu meiner Frage erstellt, aber das scheint wphl niemand zu lesen.
Deshalb frage ich dich hier mal: Hast du denn eine Hochgeschwindigkeitsmühle zum erneuten Vermahlen? Oder kannst du eine empfehlen?
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » Fr 4. Mär 2022, 00:25

Durchhaltebemmchen hat geschrieben:Zwar habe ich ein extra Thema zu meiner Frage erstellt, aber das scheint wphl niemand zu lesen.
Deshalb frage ich dich hier mal: Hast du denn eine Hochgeschwindigkeitsmühle zum erneuten Vermahlen? Oder kannst du eine empfehlen?


Hallo, habe das erst jetzt gesehen.

Am besten mahlt man das Mehl zuerst mit einer Steinmühle, bis zu einem Ausmahlungsgrad von etwa 85% bis 90% sollte das problemlos funktionieren. Bei den letzten 10-15% wird es dann zunehmend schwieriger das verbleibende Material kleiner und feiner zu mahlen.

Da ist dann eine Impaktmühle besser. Ich habe via Alibaba aus China eine Gewürzmühle erworben die vier rotierende (aber stumpfe) Klingen hat die mit 28.000 U/min rotieren. Diese gibt es in diversen Größen von 100 g Füllmenge bis 4 oder 5 Kg Füllmenge und sie kosten zwischen 15 und 150 EUR (ohne Versandkosten).

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Es ist aber zu beachten daß die Klingen das Mahlgut nur ausreichend treffen wenn mehr als etwa 10% der maximalen Füllmenge in der Mühle sind. Also bei einer Mühle mit 500 g Füllmengenkapazität passiert fast nichts mehr wenn nur noch 50g Mahlgut verbleibt. Im Notfall kann man den verbleibenden Rest auch in einer Kaffeemühle mahlen, oder einfach so zugeben.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon Durchhaltebemmchen » So 6. Mär 2022, 12:54

Hallo, besten Dank für deine Antwort. Mittlerweile habe ich mir so eine Mühle gekauft. ind er kleinsten Form, das heißt 150g . Hab auch schon einige Mahlvorgänge probiert. Erst mit der Natursteinmühle und dann gesiebt. Den Rest im Sieb dann in besagter Mühle. Nun ja, staubfein kriegt man es nicht, aber eben um einiges feiner, so das es fast nicht mehr als Kleie erkennbar ist. Ich nutze die Mühle auch für trockenes Brot. Da hingegen macht sie feines Mehl und lässt aber meistens ein paar Bröckchen zurück. Liegt wahrscheinlich an der Füllmenge, so wie du es beschrieben hast. Alles in allem ein Vorteil, wenn man die Kleie mit verarbeiten will, was ja durchaus sehr sinnvoll ist, wenn man deinen vorherigen Ausführungen zu dem Thema Kleie, Wasser und Quellvermögen folgt.
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Re: Labor-Siebe

Beitragvon benjamin » So 6. Mär 2022, 18:29

Durchhaltebemmchen hat geschrieben:Mittlerweile habe ich mir so eine Mühle gekauft. ind er kleinsten Form, das heißt 150g . Hab auch schon einige Mahlvorgänge probiert. Erst mit der Natursteinmühle und dann gesiebt. Den Rest im Sieb dann in besagter Mühle. Nun ja, staubfein kriegt man es nicht, aber eben um einiges feiner, so das es fast nicht mehr als Kleie erkennbar ist.


Das sollte die Mühle aber eigentlich schon schaffen.

Zwei Faktoren beeinflussen das Ergebnis: Füllmenge und Mahldauer.

Meine Mühle ist am effizientesten bei etwa 2/3 bit 3/4 Füllung. Dabei setzt sich nach gewisser Zeit das feinste Mahlgut im Deckel ab und man kann das dann mit einem Pinsel herauslösen.

Wenn die Mühle zu voll ist kann das Mahlgut nicht in der Mahlkammer herumfliegen und die Klingen schieben dann das Mahlgut einfach nur im Kreis herum anstelle auf das Mahlgut aufzuprallen und es zu zerschmettern.

Und wenn zu wenig Mahlgut in der Mahlkammer ist dann wird kaum Material aufgewirbelt und die Klingen können wiederum nicht auf das Mahlgut aufprallen.

Die optimale Mahldauer richtet sich nach dem jeweiligen Ausmahlungsgrad des Mahlguts. Generell gilt, je mehr weiches Material -- also vom Mehlkörper -- noch im Mahlgut enthalten ist, desto leichter lässt sich das Mahlgut zertrümmern und desto schneller wird es gemahlen.

Je mehr das weiche Material bereits herausgesiebt ist, desto mehr hartes Material verbleibt im Mahlgut, und desto schwieriger ist es das Mahlgut zu zetrümmern und daher dauert es dann länger.

Dabei muß man beachten daß das bereits zerkleinerte weichere Material nicht zu lange in der Mühle verbleibt weil es sonst zu klein wird und man dann ein zu glattes Mehl hat. Zum Brotbacken ist ein griffiges Mehl besser geeignet, das heißt die Mehrheit der Partikel sollte im Bereich von 75-150 Mikron sein.

Nehmen Wir einmal an wir haben 1 KG Mahlgut. Entweder volles Korn, oder ein handelsübliches Vollkornmehl (das aber eigentlich kein Mehl ist weil es zu grob ist). Bei vollem Korn mahlen wir dann erst einmal mit der Steinmühle. Nehmen wir an das das resultierende Mehl dann etwa 1/3 Mehl (<150 Mikron), 1/3 Dunst (150-300 Mikron) und 1/3 Grieß-Grütze Gemisch (>300 Mikron) ist.

Wir sieben dann erst das Mehl mit einem 150 Mikron Sieb heraus.

Das Grieß-Grütze Gemisch könnten wir wahlweise nochmals mit der Steinmühle nachmahlen, und dann nochmals das dabei entstehende Mehl heraussieben.

Danach geben wir von diesem Mahlgut jeweils soviel in die Impaktmühle daß diese etwa 2/3-3/4 gefüllt ist und mahlen etwa 1 1/2 bis 1 3/4 Minute. Das Material das sich am Deckel abgesetzt hat geben wir in eine Schüssel, und das restliche Material in eine andere Schüssel. Dies wiederholen bis das ganze Mahlgut so verarbeitet ist.

Jetzt können wir das gemahlene Material mit dem 150 Mikron Sieb sieben, aber getrennt (Deckelabsatz und Rest). Bei dem Deckelabsatzmaterial benötigen wir einen Pinsel um das feine Material durch das Sieb zu streichen. Bei dem Restmaterial reicht es das Sieb zu schütteln.

Danach wiegen wir das dabei übrigbleibende Material und bestimmen somit den derzeitigen Ausmahlungsgrad. Wenn wir bei 1 Kg Ausgangs-Mahlgut noch 550 g übrig haben so beträgt der derzeitige Ausmahlungsgrad 1000 g - 550 g = 450 g => 45%.

Wir wiederholen das ganze nun mit der gleichen Füllmenge und der gleichen Mahldauer bis wir auf etwa 75-80% Ausmahlungsgrad kommen, also bei 1 Kg Ausgangs-Mahlgut noch etwa 200-250 g Material übrig haben.

Nun wird das Material zunehmend dunkler und schwieriger zerkleinerbar, und wir verlängern nun die Mahlzeit auf 2 1/4 bis 2 1/2 Minuten. Wiederholen bis wir bei einem Ausmahlungsgrad von etwa 90-95% kommen, also noch etwa 50-100 g übrig haben.

Bei diesem Rest benötigen wir nun 4-5 Minuten Mahldauer. Wenn die Füllmenge zu niedrig ist, beim Reformhaus ein Päckchen Weizenkleie kaufen und davon entsprechend zum Mahlgut hinzugeben um auf eine effiziente Füllmenge der Mühle zu kommen. Dabei aufschreiben wieviel Kleie hinzugekommen ist damit wir dies am Ende wieder abnehmen können.

Auf diese Weise sollte ein ganz feines Kleiepulver entstehen.

Normalerweise ist das gemahlene Material immer deutlich heller als das Material vor dem Mahlen. Mit zunehmendem Ausmahlungsgrad wird das gemahlene Material zunehmend dunkler.

Ab einem gewissen Punkt der bei etwa 96-97% Ausmahlungsgrad liegen sollte wird das gemahlene Material nicht mehr wesentlich heller (wenn überpaupt) und es hat eine rötliche Farbe. Ausserdem fühlt sich das Material dann ganz anders an als Mehl, wenn man es zusammendrückt so hat man den Eindruck daß es ein wenig zurückfedert.

Ab diesem Punkt handelt es sich bei dem Material um die Holzschicht des Korns. Weizen enthält etwa 3-3.5% Holz (Zellulose und Lignin). Da dies am hartnäckigsten ist, bleibt es bis zum Schluß übrig. Man kann diese verbleibenden 3-3.5% eigentlich aus dem Mehl herauslassen.

Wenn man also ein VK-Mehl mit etwa 97% Ausmahlungsgrad herstellt so enthält es fast kein Material von der Holzschicht. Von der Zusammensetzung ist dieses Mehl mit einem Steinmetzmehl vergleichbar. Mit diesem Mehl wird die Brotkrume nicht ganz so dunkel und die Teige nehmen etwa 1% weniger Wasser auf. Man kann aber die weggelassene Menge mit fein gemahlenen Roggenvollkornmehl ersetzen, das ersetzt dann die Ballaststoffe mit besseren Ballaststoffen (Holz ist nicht gerade ein guter Ballaststoff für den Menschen) und gleicht die Wasseraufnahmefähigkeit wieder aus.

Man kann aber auch das Material der Holzschicht getrost dem Mehl zugeben. Selbst wenn es nicht alles durch das 150 Mikron Sieb geht, es sollte zu diesem Zeitpunkt in jedem Fall zu Kleie-Dunst (also kleiner 300 Mikron) zerkleinert worden sein. Die Brotkrume wird dann merklich dunkler.


Durchhaltebemmchen hat geschrieben:Ich nutze die Mühle auch für trockenes Brot. Da hingegen macht sie feines Mehl und lässt aber meistens ein paar Bröckchen zurück. Liegt wahrscheinlich an der Füllmenge, so wie du es beschrieben hast.


Ja, das mache ich auch. Ich schneide aber das Brot vor dem Trocknen in kleine Würfel. Etwa 1 cm x 1 cm. Nach dem Trocknen lassen sich diese Würfel dann restlos in der Impaktmühle zu Bröselmehl verarbeiten.

LG, benjamin
Respectus Panis — Respekt dem Brot
benjamin
 
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