Von Essig kann man ja bisher hier noch nicht viel lesen, so dachte ich mal, ich starte einen Thread. Vielleicht hat ja wer Interesse, hier was auszutauschen...
Da ich mich grade an der Herstellung von Essig versuche, hier mal ne kleine grundlegende Anleitung.
Los gehts. Man braucht eigentlich nur 3 Dinge:
Wein. Das kann Weiß- oder Rotwein sein, auch Most, Beerenwein oder sowas soll gehen, Hauptsache Alkohol. Ich nehme dafür auch gerne solche, die nicht gut oder übrig sind. (Es wird gesagt, umso besser der Wein unmso besser auch der Essig - aber sauer ist sauer, ich schmecke da keinen Unterschied. )
Zeit. Und von der ziemlich viel... Lohnt sich aber, und solange der reift ist er sehr pflegeleicht.
Eine Essigmutter. Das sind Bakterien, die den Alkohol mit Hilfe von Sauerstoff in Essigsäure umwandeln. Die Bakterien sind im ganzen Essig verteilt, aber es bildet sich auch immer eine glitschige, weißliche Schicht auf dem Ansatz - das ist die sogenannte Essigmutter. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, an eine zu kommen:
- man lässt den Wein einfach an der Luft stehen und wartet - kann klappen, ist aber unsicher.
- über sowas (klappte bei mir nicht wirklich)
- über ein bisschen "lebendigen" Essig, den man dann zum Wein kippt. Normaler Essig ist erhitzt und damit sind praktisch alle Bakterien abgetötet, vielleicht gibts ja sowas im Bioladen oder so. Oder von jemandem, der so einen Essigansatz schon hat.
- Geheimtipp: Balsamico Bianco. Irgendwie wurde der wahrscheinlich nicht vollständig gekillt, in den Flaschen befinden sich nämlich immer kleine Schlieren von einer Essigmutter.
Dieses Ding fischt man nun raus, gibt es in ein Glas, gibt ein wenig Essig dazu, deckt es gut mit Küchenpapier ab (Gummi drum) und lässt es stehen. Nach kurzer Zeit sollte es so aussehen:
Dann kann man mit dem Wein anfangen. Etwas Wein 1:1 mit Wasser verdünnen (einerseits wäre sonst der Essig zu sauer, andereseits wird so der Schwefel im Wein verdünnt, was der Essigmutter nicht so gefällt) und auf das glitschige Ding im Glas geben. Wieder verschließen, stehen lassen. Nach wenigen Wochen müsste das Ganze so aussehen - die Essigmutter ist fertig.
Nun geht das eigentliche Essigmachen los. Man nimmt also die Essigmutter, wie immer man sie auch gewonnen hat, mitsamt dem glitschigen Teil und dem Essig drumherum und schüttet es in ein möglichst großes Gefäß mit großer Oberfläche - ich habe dazu ein großes Glasgefäß, den "Rumtopf" meines Opas. Kann auch Edelstahl, Stein oder sonst was sein... bei Glas sieht man halt schön was passiert. Dazu gibt man nun wieder die Wein-Wasser-Mischung, ungefähr doppelt so viel wie vorhin im Ansatz war. Das wird nun wieder gut abgedeckt, ich nehme dazu 3 Lagen Küchenkrepp und mache es mit Gummis gut fest. Manche nehmen auch Kaffeefilter oder Nylonstümpfe... Wichtig ist halt, dass viel Sauerstoff rein kommt, deshalb auch die große Oberfläche. Andererseits sollte aber auch so wenig wie möglich anderes Zeug hinein kommen. Wieder einmal lässt man es an einem warmen Ort stehen, umso wärmer, umso schneller geht es voran. Meiner steht auf dem Dachboden, dort stört es keinen - während der Gärung kann es schon mal riechen (ein Geruch nach Aceton zeigt, dass die Gärung im Gang ist). Nach einigen Wochen hat sich oben wieder eine Essigmutter gebildet, die auch immer wieder absinken kann. Manche sagen, man soll sie unterrühren - manche, man soll sie in Ruhe lassen. Scheint beides zu funktionieren, ich lasse sie in Ruhe.
Nach einigen Wochen bis Monaten (kommt drauf an wie viel, wie warm... lieber zu lange als zu kurz) riecht der Ansatz nicht mehr nach Aceton, sondern stark nach Essig - das heißt, der Essig ist fertig, der ganze Alkohol wurde zu Essigsäure umgewandelt. Entweder, man gibt nun weiteren Wein hinzu und lässt es wieder stehen, oder man beendet das Ganze. Dazu schüttet man nun einfach die ganze Brühe durch ein Sieb, den Essig füllt man ab, das glischige Essigmutterding gibt man wieder zurück ins Gefäß und macht wieder neuen Essig ODER man bedeckt sie mit etwas Essig und stellt sie kühl, bis man wieder Essig braucht.
Der (am besten in dunkle) Flaschen abgefüllte Essig muss nun nochmal einige Wochen im Keller reifen, bevor man ihn verwenden kann. In dieser Zeit bildet sich evtl. wieder eine neue, kleine Essigmutter am Boden der Flasche - aber die stört nicht. Vielleicht muss man den Essig auch noch etwas verdünnen, einfach probieren.
Ich hoffe, hier kommt so dies oder das zusammen.