@Tinapay:
Dass es (bisher) keinen gentechnisch veränderten Weizen gibt, bedeutet nicht gleichzeitig, dass der Weizen 2015 das gleiche ist wie der Weizen vor 10.000 Jahren...
Die ältesten von Archäobotanikern zweifelsfrei als Weizen identifizierten Körner sind mehr als 10.000 Jahre alt. Und: in ihrem Genom fand man Teile, die von einem Gras stammen, welches es heute noch gibt... Was gab es vor dieser Einkreuzung, die nicht durch Menschen vorgenommen wurde - die konnten das zu diesem Zeitpunkt noch nicht -, sondern durch Übertragung von Pollen durch den Wind? "Ur"getreide ist ein Werbeargument, wie z. B. der Urweizen tatsächlich aussah, weiss man nicht sicher und wird es vielleicht auch nie entdecken. Vielleicht ist es der Weizen von vor 10.000 Jahren? Älteren kennen wir nicht - bisher. Kann aber auch sein, dass er durch zufällige Kreuzung von zwei Gräsern entstanden ist...
Durch züchterische Maßnahmen wird seit langer Zeit Getreide und damit auch der Weizen verändert und sicher nicht immer verbessert im Sinne der Verbraucher. Zur Zeit heftig diskutiert wird der moderne Weizen im Zusammenhang mit Unverträglichkeiten. Man macht dafür ein Protein verantwortlich, das ATI ( Amylase-Trypsin-Inhibitoren). Diese sind im Getreide vorkommende natürliche Abwehrstoffe gegen Schädlinge und Krankheiten und sind an Gluten gekoppelt. Moderne Hochleistungsweizensorten enthalten sehr viel mehr Gluten und ATI und werden verantwortlich gemacht für die sog. Weizensensivität. Daran wird (u. a. in Mainz) intensiv geforscht. Das ist eine Art von Rauch, von dem Du sprichst.
Ein anderer Rauch wurde und wird verursacht durch pseudowissenschaftliche Bücher hauptsächlich aus dem angloamerikanischen Raum (z. B. zur "Weizenwampe", "Dumm wie Brot", "Wie der Weizen uns vergiftet" und andere mehr). Die einzigen, die davon profitieren und zwar beträchtlich, sind die Autoren. Und mittlerweile auch die Lebensmittelindustrie, die glutenfreie Produkte entwickelt und überteuert verkauft. Die Mainzer Forscher glauben, dass in Deutschland weniger als 5 % der Menschen an einer Weizensensivität leiden. Wenn man die Zahl der glutenfreien Produkte anschaut und sich im Freundes- und Bekanntenkreis umhört, müsste es fast die ganze Bevölkerung sein... Man spricht in diesem Zusammenhang, wie bei den Nebenwirkungen von Medikamenten, mittlerweile auch vom "Nocebo-Effekt": man glaubt, betroffen zu sein und erwartet die Nebenwirkungen bzw. Symptome und hat sie auch prompt...
@jerdona:
Auch die sog. "Urgetreide" sind züchterisch stark bearbeitet, sonst ließen sie sich nicht wirtschaftlich anbauen. Aber die zugrundeliegende Philosophie ist eine ganz andere...
Und was die mittlerweile kaum mehr überschaubaren Trends zur sog. gesunden Ernährung anbelangt, da warte ich genauso wie Du auf die nächste Sau, die durchs Dorf getrieben wird...
Ich wette, in 10 Jahren spricht man nicht mehr von der Weizenwampe, sondern von irgendeinem heute noch nicht bekannten Phänomen.