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Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon stefan » Do 4. Aug 2011, 16:43

Dafür dass Du dir eine so schwierige Aufgabe gestellt hast, ist das Ergebnis doch prima :top ; wenn man den Anschnitt nur von vorne sieht, ist alles bestens. Nur an der äußeren Form musst Du noch etwas arbeiten.
Bei den Fotos vom Teig sieht man, dass der Teig noch nicht ausgeknetet ist, er ist muss seidig glatt und homogen sein. Trotzdem erklärt das nicht den geringen Stand, da könnte das Mehl schuld sein. Die kleine Blasen auf dem Teig in der Schüssel aus dem Kühlschrank zeigen, dass das Gas einfach durchblubbert. Entweder ist der Kleber schon kaputt (Temperatur) oder es war von Anfang an nicht genügend drin. Hat thorsten ja schon alles in seiner treffenden Diagnose gesagt. Nur mit erstklassigen Mehlen mit hohem Glutengehalt geht das mit so einer TA. Wenn Du kein Purist bist, kannst Du einem mittelprächtigen Mehl ein wenig auf die Sprünge helfen: eine winzige Messerspitze Vitamin C (5 mg/100g Mehl) und ein paar Gramm Margarine helfen etwas. Vitamin C ist auch in Mehlen der Banette-Mühlen drin und stärkt den Kleber, Margarine enthält Lecithin und andere Emulgatoren. Aber besorg Dir lieber ein gutes Mehl das spart viel Ärger; auf der Portalstartseite sind rechts hilfreiche links zu Bezugsquellen aufgelistet.
Das Problem mit dem Knusprigbleiben habe ich auch wenns draussen warm ist, v.a. bei Brötchen. Die schmeiss ich direkt vor dem Verzehr für 2-3 Min. in den heissen Ofen, dann knusperts wieder.
Bin schon auf Dein nächstes Experiment gespannt!
Viele Grüße! Stefan
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon thorsten » Do 4. Aug 2011, 20:55

Margarine enthält Lecithin und andere Emulgatoren.

Kann man natürlicher z.b. auch mit Soja- oder Lupienmehl haben. Stabilisiert den u.a. den Teig, aber führt auch zu einen feineren Porung , was bei Baguette nciht gewollt ist.
Vitamin C soll sich auch in diese Richtung auswirken. Ich nutze es aber auch bei Baguette ohne große Probleme. Allerdings backe ich mit Vollkorn, da sind kleberschädigende biochemische Prozesse bei langer Teilführung noch von größerer Bedeutung als bei Typenmehl.
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon stefan » Do 4. Aug 2011, 21:49

Stimmt!
Soja- und Lupinenmehl hat man meist nicht im Haushalt, daher der Hinweis auf die Margarine. Das Lecithin darin ist meist auch aus auch Soja extrahiert.
Vitamin C verwende ich nicht, mit kleberstarkem (Typen)-mehl hat geht's auch so. VK-Mehl ist allerdings ein ganz anderes Ding... Ich würde mal annehmen, dass es kaum Baguettes vom franz. Bäcker gibt, wo nicht als Mehlbehandlungsmittel Ascorbat schon in der Mühle zugesetzt worden ist.
Allerdings nehme ich für Baguettes das, zumindest seit dem ersten Weltkrieg, in Frankreich tradionelle Saubohnenmehl mit 1-2% als Zusatz. Die Porung bleibt unverändert, die Krume hellt sich auf und neben der Teigstabilisierung ist die Kruste deutlich röscher. Und es schmeckt halt irgendwie nach Fronkreisch...
Viele Grüße! Stefan
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon thorsten » Do 4. Aug 2011, 22:02

Vitamin C verwende ich nicht, mit kleberstarkem (Typen)-mehl hat geht's auch so. VK-Mehl ist allerdings ein ganz anderes Ding...

Sorry ist leicht OT.
Ich verwende nciht nur VKM, sondern auch Bio-Mehle, die oft schwächere Kleber haben. Da muss ich mit dem Kleber ausgesprochen sorgsam umgehen. Ich schieße deshalb auch gerne mal 2% Gluten in reinform hinterher.

On Tpoic:
in Frankreich tradionelle Saubohnenmehl mit 1-2% als Zusatz. Die Porung bleibt unverändert,

Wirkt den das auch emulgierend ? Meine Nährwerttablle spuckt nur 2% Fett aus. Ob da dann nennenswerte Lecithinmengen (oder andere emulgierende Stoffe ) drin sind ?
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon stefan » Fr 5. Aug 2011, 10:03

oh Mann, das ist aber eine schwere Frage! Ich verwende das Zeugs schon länger, hatte mir aber noch nicht so im Detail Gedanken gemacht. Nun habe ich ein wenig Fachlit. im Web gestöbert. Die emulgierende Wirkung kommt von Proteinfraktionen der Bohne (Globuline ?) und enzymatischer Klebermodifikation. Daher nur bis max. 2% verwenden, Kleber wird sonst geschwächt! Weitere Auswirkungen: Schaumstabilisierung, enzym. Modifikation der Stärkekornumhüllung, Gelbildung, Krumenaufhellung, Teigfestigung ... Da gibt es unzählige Pubs aus der ganzen Welt. Alle Leguminosen haben ähnliche Wirkungen, unterscheiden sich aber doch im Detail. Das ist richtig spannend, leider kommt man an viele Fachinfos nur gegen teuer Geld heran :cry: :cry:
Schau auch mal hier, was Meister Ketex dazu schreibt
Viele Grüße! Stefan
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon thorsten » Fr 5. Aug 2011, 14:44

Ich hoffe es geht jetzt nicht zu weit, ist aber insofern On Topic als es um den Effekt von Leguminosenmehl geht.
Ich hab auch noch mal gegoogelt umd das in meinem Kopf klarzuziehen. Ich glaub ich hab jetzt verstanden (hoffe ich zumindest)

zu Bohnenmehl:
Aber inzwischen hat man herausgefunden, dass schon sehr geringe Mengen dieses Bohnenmehls (unter 1 %) den Teig stabilisieren. Diese Wirkung beruht übrigens auf folgenden Fähigkeiten der Puffbohne und damit ihres Mehls. Es ist in der Lage, Sauerstoff aus der Luft zu speichern und über ein Enzymsystem (Enzyme sind für den Stoffwechsel aller Organismen unentbehrliche Eiweißkörper) auf die Mehlinhaltsstoffe zu übertragen. Dort löst dann der Sauerstoff eine erwünschte Reaktion aus. Der Teig wird stabilisiert.

http://www.bkv-nord.de/index.php?page=5 ... Bohnenmehl
Quote es geht hier also um einem enzymatischen Effekt und nicht emulgierenden. Deshalb auch kein Einfluss auf die Porung sondern nur Stärkung des Klebers.

Etwas anders sieht die bei Soja und Lupinen aus:

Vollsojamehle besitzen aufgrund ihres relativ hohen Lecithingehaltes gute emulgierende Eigenschaften. Entfettete Sojamehle dienen wiederum der Eiweißanreicherung von Lebensmitteln. Bei ungetoasteten Sojamehlen werden u. a. die Enzymaktivitäten (erinnern Sie sich noch? Siehe Stichwort Enzyme) genutzt. Damit hellt man nämlich die Krume z. B. des Toastbrotes auf.

http://www.bkv-nord.de/index.php?page=5 ... 1#Sojamehl

Ich würde es so verstehen das emulgierende Effekt an den Fetten hängt. Der enzymatischen Effekt ist wohl bei allen Leguminosen vorhanden, sofern sie nicht Wärme behandelt sind. Der emulgierende aber nur bei Soja und Lupine.
Fürs Bageutte bedeutet das, das wirklich nur das Bohnenmehl optimal ist (oder ungetoastes Kichererbsenmehl ??). Zweite wahl ist eine geringe Menge an ungetaosten Soja- oder Lupinenmehl.

Getaostes Soja- oder Lupinenmehl ist für Baguettes dagegen eher nicht geeignet. das es keine enzymatische Wirkung hat. Was übrigens auch erklärt warum die Zugabemenge deutlich höher (ich meine bis zu 8% gelesen zu haben) liegen kann
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon stefan » Fr 5. Aug 2011, 20:25

Ich hoffe, dass uns Dilettant nicht totschlägt, wenn wir seinen Fred mißbrauchen, es wird ja schon arg speziell. Entschuldige Thomas! :oops: :oops: :oops: :oops: Es ist aber auch zu spannend, was so in der Saubohne steckt.
Das mit den Enzymen ist richtig, die wirken an verschieden Stellen und setzen Eiweiße um.
Z.B. werden vom Gluten ein paar Aminosäuren abgespalten und dadurch wird die Fähigkeit verbessert, dreidimensionale Srukturen zu bilden; gleichzeitig wird die Fähigkeit des Kleberproteins verbessert, sich mit Fetten zu vertragen. Zu viel Enzym oder zu lange Einwirkdauer (temperaturabhängig) bewirkt, dass zu viele Aminosäuren vom Kleber abgespalten sind, dann kippt der Effekt.
Andere Enzyme schwächen die Proteinhülle des Stärkekörnchens, dadurch kann die Stärke leichter quellen oder auch durch Mehlamylase gespalten werden.
Direkt emulgierende Eiweiße sind Globuline, die sich sowohl mit Wasser als auch mit Fett vertragen (Lehrbuch der Lebensmittelchemie, Belitz et al.), sie sind sehr gute Emulgatoren. Auch im menschl. Blut gibt es spezielle Globuline für den Fetttransport.
An den Eigenschaften arbeiten offensichtlich ganze Scharen an Wissenschaftlern, ist halt lebensmitteltechnologisch und damit wirtschaftlich interessant. Die Industrie spuckt wohl viel Geld dafür aus. Das mündet dann in Tütensuppen, Backhelferlein aus der Tüte und so'n Kram, den ich, ehrlich gesagt, meide wie die Pest; dann lieber Saubohne pur ;)
Viele Grüße! Stefan
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon Dilettant » Fr 5. Aug 2011, 21:00

Es macht mir überhaupt nicht's aus wenn Ihr Profis euch hier austauscht.
Ist alles schön
Gruß Thomas a. B.

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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon Little Muffin » Fr 5. Aug 2011, 22:32

Ich bin eben noch über ein Vidoe gestolpert, das könnte Dir hilfreich sein, solange Du noch per Hand knetest. Klick-mich
Nur Verrückte hier...Komm Einhorn, wir gehen!

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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon Dilettant » Fr 5. Aug 2011, 22:55

Wassn geiles Video
Danke dafür
Mit diesem "feuchten Teig" habe ich mich auch schon versucht, wie du sicher gesehen hast.
Klasse das ich jetzt ein Video kenne wo TA?170? verarbeitet wird.
Super
Gruß Thomas a. B.

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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon Little Muffin » Fr 5. Aug 2011, 23:10

TA 180, die Technik kannst Du aber prima bei weichen bis sehr weichen Teigen machen. TA 170 oder mehr, es kommt ja dann auch auf's Mehl an und wie gut es das Wasser aufnimmt. Jedenfalls ist das mit den Teigscharber recht hilfreich, evtl. ist der sogar leicht beölt. Hab ich auch schon öfter gemacht, wenn der Teig zu klebrig ist und ich nicht alles an den Finger haben möchte, bzw. um den Teig von der Arbeitsplatte zu lösen. Du solltest nur aufpassen nicht zuviel Mehl dabei einzuarbeiten, also lieber mit dem Scharber von der Arbeitsplatte lösen.
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Re: Baguette nach Ketex/Anis Bouabsa

Beitragvon stefan » Sa 6. Aug 2011, 00:04

Video ist schön gemacht, vor allem der Backofenzeitraffer. So wie auch bei dem Bertinet-Video mag man es kaum glauben, dass aus der Pampe mal ein Brot wird.
@Thomas: die TA ist sogar noch ein wenig "schlimmer": 80% hydration = TA 180
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